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ausgewähltes Heft:
Publik-Forum EXTRA, Heft 1/2007
Gott ist anders. Du sollst dir kein Bildnis machen
Der Inhalt:

»Niemand hat Gott je gesehen.« So steht es in der Bibel, und so ist es. Und trotzdem hat jeder von uns Bilder von Gott im Kopf. Vielleicht als gemütlicher Greis mit grauem Bart; oder - ähnlich problematisch - als »Auge«, das alles sieht, »auch was in dunkler Nacht geschieht«. Selbst Jesus hatte sein Gottesbild: »Abba«, Vater. Die Bibel ist voller Gottesbilder: der gute Hirte, der Rächer, Gott mit der bergenden Mutterbrust, der zornig schnaubende Kriegergott, dessen Atem alles töten kann, der Gott, den du im sanften Säuseln findest. Bilder über Bilder, die alle mit Zurückhaltung zu betrachten sind. Sie fangen Gott ein, geben ihm Kontur, machen ihn fühlbar, vorstellbar, und sie führen gleichzeitig in die Irre. Gott ist nicht so, wie wir es uns »ein-bilden«. Jeder Gott, den wir uns vorstellen können, ist eine Einbildung.

Deshalb: Vorsicht vor Gottesbildern. Sie sind immer mehr falsch als richtig. Da sind sich die religiösen Traditionen von Judentum, Islam und Christentum einig: »Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott!« Das Verbot wendete sich ursprünglich gegen die Verehrung und Anbetung von konkreten Gottesbildern und Statuen wie dem Goldenen Kalb. Aber der kritische Impuls in diesem uralten Verbot geht darüber hinaus. Gott übersteigt Bild und Vorstellung, ist immer größer, ist immer anders. Es ist gar nicht leicht, damit umzugehen. Schließlich bebildert unser Gehirn ganz automatisch alle Bewusstseinsinhalte. Wir können uns gar nicht »nichts« vorstellen, wenn wir von Gott reden. Ohnehin hat das Christentum die Strenge des Bilderverbotes im Unterschied zu Judentum und Islam nicht aufrechterhalten. Trotz Kritik setzte sich im Christentum eine insgesamt bilderfreundliche Tradition durch. Dennoch: Die Skepsis gegen die Bilder von Gott bleibt ein Gebot der Gottesrede (»Theologie«) und von jeder Spiritualität. Auf dem geistlichen Weg gibt es immer wieder die Erfahrung, dass ein Gottesbild zerbricht und zerbrechen muss, weil der wahre Gott immer »anders« ist. In der Mystik erfahren Menschen, dass Gott sich ganz im Bildlosen, im Dunklen verliert, dass in dieser Bildlosigkeit sich aber neue Dimensionen der Gotteserfahrung eröffnen.


Es schreiben unter anderem:

Willigis Jäger: Das Ich soll schweigen

Elisabeth Moltmann-Wendel: Es ist gut zu leben

Helmut Jaschke: Ein Auge ist, das alles sieht

Michael N. Ebertz: Ein Christentum ohne Christus?

Eugen Drewermann: Bewusstsein, Person und Gott

Horst Schwebel: Alles begann mit dem Goldenen Kalb

Anselm Grün: Die Schule des Sehens

Udo Marquardt: Der Überlebende

Friedhelm Mennekes: Du sollst dir kein Bild von Gott machen!

Bernardin Schellenberger: Die unfassbare Kraft des »Zwischen«

Ein Heft, das zur Besinnung einlädt, Fenster öffnet, Gespräche anregt und das Sie lange nicht mehr aus der Hand legen wollen!

Publik-Forum Extra

Publik-Forum Extra erscheint mit zwölf Ausgaben im Jahr, im monatlichen Wechsel Extra Leben und Extra Thema. Das EXTRA Thema hat immer einen Themenschwerpunkt, betrachtet aus verschiedenen Blickwinkeln. Das EXTRA Leben« beschäftigt sich in Form von Geschichten, Reportagen, Gesprächen und Essays – mit kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Werten. Jedes Heft hat 40 bzw 48 Seiten.
Archiv der Publik-Forum EXTRA-Hefte
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