Leserbrief
Unermüdlich verhandeln
Zu: »›Mir ist nicht egal, wer da alles mitmarschiert‹« (8/2023, Seite 24-25)
Die Friedensbewegung, wenngleich in sich polarisiert, vertritt eine klare Position: Der militärische Schutz der widerrechtlich angegriffenen Bevölkerung ist legitim, der Kampf um Frieden ohne Waffen ist unaufhebbar. Was nützen da Verhandlungen? Gar alles hängt an Verhandlungen auf allen Ebenen: es gilt, mutig und unermüdlich zu verhandeln, alle gewaltfreien Möglichkeiten ausschöpfend, bis es zum Frieden kommt. Klaus Beurle, Würzburg
Der Vorwurf, die Friedensbewegung sei rechtsoffen, kommt unter anderem von Kräften, die für die Lieferung von Kriegswaffen in die Ukraine sind. Ich warne vor Waffenlieferungen, da sie in einem Land mit 15 Atomreaktoren ein Risiko mit sich bringen, das niemand das Recht hat, einzugehen – weder Russland mit seiner Invasion noch die Nato mit der Verletzung der internationalen Verträge, die eine Friedensordnung vorschrieben. So fordern breite Kreise der Friedensbewegung eine Wiederaufnahme der Verhandlungen beider Seiten, die laut der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges im April vor einem Jahr nach westlichem Druck abgebrochen worden waren, obwohl sie ein fast unterschriftsreifes Dokument hervorgebracht hatten. Der erste Schritt ist ein Waffenstillstand. Die Kritik, man würde mit dieser Position Russland Vorteile belassen, da es sich nicht erst einmal zurückziehen müsse, bedeutet implizit: Man fordert mit dem russischen Abzug etwas als Voraussetzung von Verhandlungen, das ein mögliches Ergebnis von Verhandlungen sein kann. Bernhard Trautvetter, Essen