Entlarvend und ungemein spannend geschrieben

In einer Umfrage im Jahre 2000 zeigt sich, dass 86 Prozent der Deutschen die Zunahme der Weltbevölkerung für ein existenzielles globales Problem halten. Gleichzeitig verbindet man die rückläufigen Geburtenraten der westlichen Industriegesellschaften als existenzbedrohend und entwickelt Horrorszenarien des eigenen »Aussterbens«. Faszinierend materialreich beschreibt die Autorin Varianten der Debatten um die »Überbevölkerung als Menschheitsproblem« und identifiziert die Widersprüchlichkeit der sozialen und politischen Funktionalisierung des Diskurses. Frappant, wie unter dem Deckmantel der globalen ökologischen Gesamtverantwortung die weiße Rasse für sich in Anspruch nimmt, geburtenkontrollierend über das Leben und Sterben von Nicht-Weißen verfügen zu dürfen. Informativ ist auch, wie christliche, apokalyptische Vorstellungen hier eingegliedert werden, in welcher Form scheinbar seriöse wissenschaftliche Darstellungen sprachlich und metaphorisch zu entlarven sind. Alles ungemein spannend und anregend.