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Kampf der Gier

von Thomas Seiterich vom 05.05.2014
Die Ökumenische Versammlung in Mainz schließt ihre Tore. Im Zentrum des fünftägigen Treffens stand die Zerstörungskraft des Kapitalismus. Doch es bleibt die Frage, ob solche Veranstaltungen noch eine Zukunft haben. Beobachtungen von Thomas Seiterich
Aktionen in Mainz: Friedhelm Hengsbach (von links), Geiko Müller-Fahrenholz, Konrad Raiser und Ulrich Duchrow diskutieren.  (Foto: epd/Bauer)
Aktionen in Mainz: Friedhelm Hengsbach (von links), Geiko Müller-Fahrenholz, Konrad Raiser und Ulrich Duchrow diskutieren. (Foto: epd/Bauer)
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Peter Schönhöffer zieht eine poetische, ja optimistische Bilanz. Mehr als zwei Jahre lang hat der Religionslehrer und Pax-Christi-Aktivist als Motor einer kleinen, ehrenamtlichen Vorbereitungsgruppe die »Ökumenische Versammlung« in Mainz (ÖV 2014) vorbereitet. »Die ÖV wächst und blüht«, sagt er, »es wird ein schöner Baum mit vielen Früchten und Kletterpartien werden für Menschen mit leichtem Herzen, großer Sehnsucht und politischem Willen«. Gänzlich anders, nämlich beinhart negativ, fällt das Urteil des Mainzer Publizisten und Befreiungstheologen Bruno Kern aus: »Die Ökumenische Versammlung ist der Versuch, ein totes Pferd zu reiten.«

So gegensätzlich die Urteile auch ausfallen – gemeinsam ist den in der Mehrheit protestantischen Christinnen und Christen die kämpfe

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Hans-Otto Kloos 08.05.2014, 17:16 Uhr:
Die Atmosphäre der Versammlung erinnerte an manche Episoden und Gestalten der „Parallelaktion“ in Musils „Mann ohne Eigenschaften“: Wir „müssen“ doch etwas tun angesichts der drohenden Apokalypse! Aus diesem Grund musste ein Papier erarbeitet werden. Aber was wird so ein Papier bewirken?

Grußworte spielten im Verlauf der Versammlung an verschiedenen Stellen eine Rolle. Sie sollten wohl die eigene Bedeutung unterstreichen. Besonders peinlich wirkte das bei dem angeblichen Friedensgebet der Weltreligionen, das die Ausstrahlung eines Eiskellers hatte. Liturgie lebt aus dem Vollzug. Wenn Autoren aus unklaren Gründen absagen, dann sollte man sie nicht durch Personen ersetzen, die ihre Botschaft durch Ton, Gestik und Mimik ins Gegenteil verkehren! Leider hatte man eher den Eindruck, es werde über Gebet geurteilt als gebetet. Respekt und Ehrfurcht sehen anders aus.

Hans-Otto Kloos 08.05.2014, 17:09 Uhr:
Interessant fand ich, dass die Moderatorin des Podiumsgesprächs nach dem Referat von Ulrich Duchrow vergeblich versuchte, einige Diskutanten dazu zu bewegen, auf ihr Publikum einzugehen. Dort saßen engagierte Frauen und Männer, die einen großen Teil ihres Lebens benachteiligten Menschen widmen. Diese frommen Leute werden mit "Diskursen", wie sie hier geführt wurden, nur überwältigt, aber nicht gewonnen. Schon bei den vorbereitenden Veranstaltungen im Mainzer Umfeld ist mir aufgefallen, dass Theologen über Wirtschaftsfragen mit einer Selbstgewissheit sprechen, als seien sie die Fachleute. Besonders ärgerlich finde ich, dass dabei eine elaborierte Sprache verwendet wird, die im breiten Kirchenvolk nicht verstanden werden kann, aber Wertungen vornimmt, die in ihrer Emotionalität entweder vereinnahmen oder abschrecken.

Hans-Otto Kloos 08.05.2014, 17:01 Uhr:
Dass in den Spiritualitätsworkshop so viele gekommen waren und die "Arche" völlig überfüllt war, zeigt übrigens, welche Bedürfnisse viele Teilnehmer tatsächlich hatten! Die jungen Aktivisten dort waren allerdings völlig irritiert, weil sie Spiritualität wohl mit Flow verwechselten.
Erschreckend empfand ich das Kirchenbashing im Plenum, vor allem der katholischen Kirche gegenüber. Dass deren Gremien sich wohl eher distanziert verhalten haben, führte bei manchem Wortführer in der Versammlung zu Aggressionen, die jegliches Mitgehen behindern.

Hans-Otto Kloos 08.05.2014, 16:59 Uhr:
Peter Schönhöffer schwebt offenbar in einem Lebenstraum. Sein Versuch, alle möglichen Bewegungen zusammenzubringen, ist gut gemeint. Leider hat er sich und andere damit aber völlig überschätzt. Bruno Kern erschien mir mit seinen Beiträgen als Polarisierer, dem es vor allem auf das Rechthaben ankommt.
Die kämpferische Ausrichtung des Treffens ist mir mehr als einmal gewaltig auf die Nerven gegangen. Was mir an vielen Stellen fehlte, ist das Bewusstsein, dass die Suche nach Wahrheit sehr bescheiden und demütig machen kann. Bei den alten Damen und Herren ist diese Demut noch am ehesten spürbar: So sind Konrad Raisers theologische Ausführungen zur Schöpfungstheologie von dem Bewusstsein geprägt, dass Gottes Größe unsere Vorstellungen der Machbarkeit bei weitem übersteigt. Ähnlich konnte Frau Wartenberg-Potter viele Menschen im Workshop zur Spiritualität mit ihrer poetischen und empathischen Sprache gewinnen.

Jacqueline Keune 07.05.2014, 17:23 Uhr:
Das hat die Versammlung nicht verdient, weil es Ehrenamtliche waren, die monatelang ihr Herzblut investiert, 500 Engagierte nach Mainz gebracht, die entsprechende Infrastruktur auf die Beine gestellt, eine hochstehende mehrtägige Versammlung realisiert und es geschafft haben, dass in Ernsthaftigkeit über alternatives Wirtschaften und Leben diskutiert wurde.
Was T. Seiterich «männliche Dauerteilnehmer im rüstigen Rentneralter» nennt, nenne ich «Menschen, die sich seit Jahren in vielfältigen Zusammenhängen für Friede, Gerechtigkeit und die Schöpfung dengagieren». Und was er «überholten Frontalstil und Wortlastigkeit» nennt, nenne ich «hochkarätige Impulse».
Sicher, ich hab schon mehr Frauen reden gehört, war schon an «jüngeren» Kirchenanlässen, hab schon besser gegessen als im Liebfrauensaal. Aber das ist nicht wichtig, wo sich 500 treffen (z. T. von weit her und alles privat bezahlt), um nach Wegen zu fragen, die ein Mehr an Reich Gottes auf Erden aufscheinen lassen

Heinz Pütter 06.05.2014, 13:19 Uhr:
Etwas ist faul im kapitalistischen System - und die Symptome werden immer schlimmer, weil Krisenzeiten einseitig die Habenden begünstigen.

Wachse die Wirtschaft nämlich langsam, so Piketty, steige die Ungleichheit in einer Gesellschaft, da Vermögen anders als Löhne unentwegt weiter wüchsen. Die Reichen hängen also die Mittelklasse gerade in Krisenzeiten, die derzeit fast alle Industrieländer durchmachen, schlichtweg ab.

Der 696-Seiten-Schmöker, in dem Piketty seine Erkenntnisse vorstellt, heißt "Das Kapital im 21. Jahrhundert" - eine unverhohlene Anspielung auf das Standardwerk von Karl Marx zur kapitalistischen Verteilungsfrage. Das Buch sorgt aber nicht allein aufgrund des provokanten Titels für Aufregung. Zum ersten Mal präsentiert ein Ökonom umfassende Belege für die Aussage "Wer hat, dem wird gegeben". http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kapitalismus-und-reichtum-pikettys-das-kapital-im-21-jahrhundert-a-965664.html

Heinz Pütter 05.05.2014, 18:56 Uhr:
Was tun wir mit der Einsicht, dass Argumente fast niemanden erreichen, und dass Aggression jedes Problem nur zuspitzt?

Vielleicht denken viele: Wenn ich die Gegner meiner Weltsicht nicht überzeugen kann, halte ich besser den Mund, ziehe mich zurück und überlasse dem Schicksal die Zukunft!

Das Problem: So angenehm sich dieser Gedanke anfühlen mag, er führt nicht zu einer Verbesserung der Welt oder was auch immer wir dafür halten - nicht einmal im Kleinen. Denn dieser Gedanke beraubt uns der Chance, wenigstens die aufgeschlossenen Menschen zu erreichen.
Es hilft also nichts, man muss sich empören, man muss gegen das halten, was man für falsch erachtet.

Es wird nichts an den großen Machtverhältnissen ändern, es wird nichts am System ändern, das die Welt auffrisst, während wir uns die Köpfe wegen irgendwelchem Mist einschlagen - aber egal: Man darf die Welt nicht komplett seinen Feinden überlassen, wo auch immer sie stehen.

( Sibylle Berg )