Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 4/2022
Der Inhalt:

Kritik an Eugen Drewermann
Ein Prophet auf Irrwegen

von Matthias Drobinski vom 26.02.2022
Einer der bekanntesten Theologen im Land ist bei den radikalen Impfgegnern gelandet. Er verbreitet Verschwörungserzählungen und unterzeichnet einen kruden Aufruf. Was ist da los?
Eugen Drewermann: Auch ein Prophet kann irren (Foto: PA/Photothek/Michael Gottschalk)
Eugen Drewermann: Auch ein Prophet kann irren (Foto: PA/Photothek/Michael Gottschalk)

Die Videoansprache dauert neunzig Minuten, der Mann im blauen Hemd und der Strickjacke spricht frei, jedes Wort sitzt, es ist beeindruckend. Das Thema ist ihm bitter ernst, das spürt man in jedem Satz. Mal redet er sanft zu seinem unsichtbaren Publikum, als Tröster der Trostlosen, Aufgescheuchten, Bitteren. Dann bebt er vor Empörung, seine Stimme wird scharf und hell. Eugen Drewermann, der Theologe und Schriftsteller, redet zum neuen Jahr 2022, auf Einladung der Max-Otto-Bruker-Stiftung in Lahnstein.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 04/2022 vom 25.02.2022, Seite 34
Ein Land als Geisel
Ein Land als Geisel
Wie die Ukraine im neuen Ost-West-Konflikt zerrieben wird
4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper

Er sei gerne der Einladung gefolgt, sagt er, weil das Bruker-Haus »in den Pandemie-Zeiten dezidiert wie kaum eine andere mir bekannte Institution den Standpunkt vertritt: Wir diskriminieren nicht«; gemeint sind die Ungeimpften. Für Drewermann werden sie behandelt wie die Aussätzigen zur Zeit Jesu; das Bruker-Haus ist für ihn ein Ort der Barmherzigkeit. So, wie sich Jesus den Aussätzigen zugewandt habe, den Ausgeschlossenen aus der Gemeinschaft »der Anständigen, Ordentlichen, der Gesetzeshüter«. Jesus habe sie berührt, die Ansteckung riskierend. Und sich den »Hass der Gottgetreuen« aufgeladen.

Die Botschaft dieser Neujahrsansprache ist düster. Die Gesellschaft sei krank; Ursache sei »der komplette Ausfall des Religiösen«. Der Vorwurf an die Impfverweigerer, sie seien unvernünftig, sei in Wirklichkeit ein großes Programm zur »Zerstörung des Individuellen«. Nicht auf Überzeugung komme es dabei an, sondern auf Folgsamkeit. Die »Gehorsamen, die ihre Individualität aufgeben«, hätten sich, um den Mangel zu kompensieren, »ein Bewusstsein der Unfehlbarkeit« angeeignet.

Ein Video mit 300 000 Klicks

Dabei gebe es Zweifel an den Impfungen: Die mRNA-Technik habe »bei der Geflügelgrippe« und »bei der Schweinegrippe versagt«; damals habe man Millionen Euro in das unwirksame Medikament Tamiflu gesteckt und so das Pharmaunternehmen LaRoche reich gemacht. Nun habe »in Eppendorf« ein Mediziner herausgefunden, dass »weit unter einem Prozent« der angeblichen Corona-Toten »wirklich ursächlich an Corona« gestorben seien. »Und was passiert?«, fährt Drewermann fort: »Die Polizei dringt in sein Büro ein, räumt die Unterlagen weg.«

Dann lieber dem Immunsystem vertrauen, »es reagiert auf jede virale Erkrankung ungemein besser als jede Impfung«; die Genesenen seien »besser geschützt als die Geimpften«. Aber eine technisierte Medizin, die sich selbst vergotte, tabuisiere das.

Eugen Drewermann ist bei den Impfgegnern angekommen, die eine Corona-Infektion für nicht so gefährlich halten, eine Impfung dagegen schon. Er ist dort überaus erfolgreich unterwegs: Das Youtube-Video wurde mittlerweile fast 300 000 Mal angeklickt. Zustimmung und Zuneigung in den Kommentaren darunter sind überbordend: »Die tiefgründigste Neujahrsansprache, die ich je gehört habe«, heißt es da, und: »Sie sollte um 20:15 Uhr in ARD laufen!« Das Gesagte sei »epochal« und ein Schatz. Distanzierte, gar kritische Stimmen fehlen; der Kreis der Überzeugten feiert den Propheten.

Der Theologe aus Paderborn ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Gottesdenker – einer mit wahrhaft großen Verdiensten. In seinem »Kleriker«-Buch hat er bereits 1989 jenen Klerikalismus beschrieben, der heute als eine der Ursachen für den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gilt; Werke wie »Strukturen des Bösen« gelten als meisterhaft. Er hat Brücken gebaut zwischen Theologie und Psychoanalyse, die Märchen auf neue Weise erschlossen. Seine Schriftauslegung hat Generationen von Theologen beeindruckt und beeinflusst. Der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt entzog ihm Anfang der 1990er-Jahre die Lehrbefugnis und Predigterlaubnis – heute nennt Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim, Drewermann einen Propheten. In den Medien taucht er als Kirchenrebell auf, konsequenter Pazifist, asketischer Tierrechtler, Warner vor einer seelenlosen Medizin.

In der Neujahrsrede aber spricht einer, der es in seinem Eifer mit den Fakten nicht genau nimmt. Die Polizei habe in Hamburg missliebige Unterlagen über Corona-Tote verschwinden lassen? Das wäre ein Riesenskandal. Eine Anfrage an das Universitätsklinikum Eppendorf – die Sprecherin des UKE dementiert und schickt die Ergebnisse der Untersuchung: Die weitaus meisten Toten starben an und nicht mit Corona, nur bei sieben Prozent sei das Virus nicht todesursächlich gewesen. Vielleicht ist ja auch die Sprecherin Teil der großen Verschwörung – vielleicht ist aber der Vorwurf schlicht hanebüchen.

»Es ist eine Verschwörungserzählung, die mir immer wieder mal begegnet«, sagt Thomas Boehm, Direktor am Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik, der für Publik-Forum das Drewermann-Video analysiert hat. Er ist, wie er sagt, »erschrocken über die Falschinformationen«. Bei der Geflügel- und der Schweinegrippe habe ein mRNA-Impfstoff gar nicht versagen können, »weil es ihn für diese Anwendung noch gar nicht gab«. Bei der Vogelgrippe habe die Menschheit schlicht Glück gehabt, dass das Virus nur in Einzelfällen auf Menschen übertragen worden sei. Die Empfehlung, das weitgehend wirkungslose Medikament Tamiflu in großen Mengen zu beschaffen, sei tatsächlich ein Skandal gewesen – »nur hatte dies alles nichts mit dem Impfen zu tun«.

Wirklich »entsetzt« aber sei er, Boehm, von der Behauptung, Genesene seien nach einer Infektion besser geschützt als Geimpfte: »Sie sind geschützt, aber nicht dauerhaft und vor allem nicht gegen jede Variante. Gerade für ältere Menschen kann eine Infektion lebensgefährlich werden.«

Es gibt nur Finsternis oder Licht

Ein Theologe muss kein Fachmann für Viren und Pandemien sein. Aber er muss die Grundlagen seiner Behauptungen prüfen, ehe er urteilt. Doch die Rollen in der Neujahrsansprache sind klar verteilt. Das Böse versammelt sich bei den Impfbefürwortern: die Gottesvergessenheit, der kalte Medizin- und Technikaberglaube, im Verlauf der Ansprache kommen hinzu: der Kapitalismus, die repressive Toleranz einer Pseudodemokratie, die von den Konzernen und den Amerikanern beherrscht wird, die Kriegstreiberei der Nato. Auf der andern Seite stehen die wahren Individualisten, die sich der Gleichmacherei widersetzen, die in Frieden und Harmonie mit der Natur leben, im Vertrauen auf Gott und darauf, dass das Irdische nur das vorletzte Leben ist.

Es gibt einiges Nachdenkenswertes in der Ansprache: Die Polemik gegen Menschen, die sich nicht impfen lassen, geht manchmal über jedes Maß hinaus; in der Pandemie sind die Reichen reicher und die Armen ärmer geworden; die Gefahr, dass Medizin und Naturwissenschaft sich unhinterfragbar machen, besteht durchaus. Es gibt aber keinen einzigen Platz für den Gedanken, dass Menschen mit guten Gründen und aus Verantwortungsbewusstsein heraus fürs Impfen oder für Kontaktbeschränkungen sein könnten. Das macht die Argumentation manichäisch: Es gibt nur Finsternis oder Licht.

Anzeige

Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

Auch der Ort, wo Eugen Drewermann diese Thesen vertritt, ist durchaus problematisch. Der 2001 gestorbene Max Otto Bruker, bei dessen Anhängern und Erben er für seine Neujahrsansprache auftrat, hat seine Verdienste als Warner vor dem Zucker und als Propagandist der Vollwerternährung – doch ließ er sich immer wieder mit rechten Vereinigungen ein. Die Publizistin und Politikerin Jutta Ditfurth bezeichnete ihn 1994 als »Nahtstelle zwischen Ökologiebewegung und Neonazis«; Bruker klagte dagegen. Das Oberlandesgericht Frankfurt jedoch entschied, Bruker müsse sich das gefallen lassen. Auf der Homepage erklären seine Erben, man lehne »jegliches rechts- oder linksradikales, extremistisches sowie menschenfeindliches Gedankengut vehement ab«. Bruker sei manchmal getäuscht worden, er habe, wo er konnte, Verbündete für seine Ziele gesucht; ein Rechtsextremist sei er nicht gewesen.

Das Ziel rechtfertigt die Verbündeten? Auch Drewermann scheint das so zu sehen. Das könnte erklären, warum er zu den Erstunterzeichnern des »Neuen Krefelder Appells« vom November 2021 gehört. Darin ist von einem Krieg der Mächtigen »an neuen Fronten« die Rede: »Unter dem Deckmantel der Pandemiebekämpfung wird das Leben von Milliarden Menschen gefährdet.« Dahinter stehe »die Strategie des ›Great Reset‹ des Forums der Superreichen, das sich ›Weltwirtschaftsforum‹ nennt, mit dem der Kapitalismus über einen gezielten Zusammenbruch und einen ›Neustart‹ auf eine noch perversere Stufe gehoben werden soll.«

Tatsächlich hat Klaus Schwab, der Direktor des Weltwirtschaftsforums, 2020 die Vision einer Weltwirtschaft entwickelt, die nach der Pandemie neu starten und gerechter und ökologischer werden soll – wie ernst er das meint, kann man getrost hinterfragen. Doch an den linken und rechten Rändern des politischen Spektrums ist daraus die Erzählung entstanden, geheime Mächte nutzten die Pandemie, um, je nach Version, einen neuen Turbokapitalismus oder den Kommunismus einzuführen. Den »Neuen Krefelder Appell«, der beansprucht, an den »Krefelder Appell« der Friedensbewegung von 1980 anzuknüpfen, haben unter anderem unterzeichnet: Michael Ballweg, der Gründer von »Querdenken 711«, Albrecht Müller, Herausgeber der zunehmend verschwörungsideologischen »Nachdenk-Seiten«, der niederländische Gründer von »Viruswaarheid«, Jeroen Pols, gut vernetzt mit rechten Ideologen. Eine »bizarre verschwörungstheoretische Koalition«, twittert der Soziologe Oliver Nachtwey. Friedensgruppen warnen entsetzt vor der Unterzeichnung.

»Die ›Great Reset‹-Erzählung ist antisemitisch konnotiert«, sagt Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler und jüdischer Publizist. »Hinter der Weltverschwörung stehen, je nach Version, die jüdischen Kapitalisten oder Kommunisten.« Auch der Gegensatz aus Drewermanns Neujahrsrede zwischen der angeblichen Gesetzesreligion der Juden und dem barmherzigen Jesus, der sich den Aussätzigen zuwendet, lässt Brumlik aufmerken – »das ist ein klassisches antijüdisches Klischee«, sagt er, weist aber darauf hin, dass er Drewermann nicht für einen Antisemiten halte. »Umso wichtiger wäre es, er distanzierte sich von der unseligen Erklärung«, sagt Brumlik.

Wusste Drewermann, was er da unterschrieb und wer seine Mitstreiter sind? Wie kommt er zu seinen Informationen? Das hätte Publik-Forum gerne mit ihm persönlich beredet, Verlag und Redaktion haben guten Kontakt zu ihm, ihn zu vielen Veranstaltungen eingeladen, im Juni erst zum ökumenischen Kirchentag in Frankfurt. Ein Brief geht an ihn; Drewermann lebt ohne Telefon und Internet. Die Antwort kommt nach einigen Tagen. »Einen Herrn Ballweg kenne ich nicht«, schreibt er. Seine Informanten seien »viele Leute«, die unter der gegenwärtigen Entchristlichung litten – »wie ich auch.« Er wolle, dass die Botschaft Jesu »die Menschen erreicht, die es am meisten brauchen – die ›Aussätzigen‹ heute. Das übliche Kastendenken sollte uns daran nicht hindern«.

Auch auf Nachfragen antwortet er – sehr höflich – schriftlich: Er habe in Lahnstein »eine theologische und keine medizinische Rede« gehalten. Den Neuen Krefelder Appell habe er unterschrieben, weil er die Nato »für eine große Gefahr« halte. Da frage er nicht »beim Bundeskriminalamt nach, wer politisch korrekt genug denkt. Menschen, die für den Frieden sind, stehen mir immer nahe, gleich welcher Couleur.« So habe es auch Jesus gehalten; er »dachte nicht politisch«, Geld, Macht und Anerkennung seien ihm egal gewesen, »er sah die Menschen und suchte sie in ihrer Not zu Gott zurückzuführen«. So wolle auch er es halten: Mit »Rechthabereien und spekulativen Zuweisungen helfen wir niemandem.«

Scharf, streitbar, unbedingt in der Einteilung – das war Eugen Drewermann schon immer. Aber gerade in seiner Radikalität war er inspirierend. Jetzt aber habe er sich verändert, sagen Menschen, die ihn kennen und die Entwicklung mit Sorge beobachten. Jetzt bewegt er sich auf seltsamen Wegen und Kanälen. Auf Russia Today, dem russischen Propagandasender, wo die Parolen der AfD zuverlässig verbreitet werden, redet er über die Aggression der Nato, ohne ein Wort über den Militarismus und Nationalismus in Russland zu verlieren. Er tritt bei Oval Media auf, einer Produktionsgesellschaft, die seit 2020 Sprachrohr der Impfgegner und Corona-Leugner ist – in einer Reihe mit dem mittlerweile vom Verfassungsschutz als »Verdachtsfall« geführten Ken Jebsen oder Max Otte, dem Bundespräsidenten-Kandidaten der AfD.

Die theologische Kernthese Drewermanns lautet: Die Überwindung der Angst befreit den Menschen zum Individuum. Diese These findet sich nun in der Vorstellung wieder, die Warnungen vor dem Virus und der Pandemie seien nichts als Angstmache, die die Menschen in Gehorsam und Abhängigkeit halten sollen. Immer wieder und zu Recht hat Drewermann die Trennung von körperlicher und seelischer Gesundheit in der Medizin kritisiert – nun scheint es keinen Unterschied mehr geben zu dürfen zwischen Leib und Seele, denn die Impfung, die Abstands- und Hygieneregeln fügten der Seele mehr Schaden zu als eine Infektion.

Institutionen und Staaten neigen aus Drewermanns Sicht dazu, ihre Macht zu erhalten, indem sie Menschen in Angst und Abhängigkeit halten. Daraus ist nun ein fundamentales Institutionen-Misstrauen geworden. Im Vorwort seines 2020 im Patmos-Verlag erschienenen Werkes »Richtet nicht« fordert er die Abschaffung der »herkömmlichen Strafjustiz«; ein Strafen androhender Staat erscheint ihm inakzeptabel. In dem Buch stellt Drewermann auch scharf eine angeblich menschenfeindliche jüdische Gesetzesreligion dem Menschenfreund Jesus gegenüber – ein antijüdisches Konstrukt, das vielleicht dazu führt, dass Drewermann nicht wahrnimmt, auf welche Gedankenverirrung er sich einlässt, wenn er eine »Great Reset«-Erklärung unterschreibt.

Es könnte das Kriegskindertrauma Grund dafür sein, sagt einer, der ihn gut kennt. Eugen Drewermann, geboren 1940 in Bergkamen im Ruhrgebiet, hat immer wieder erzählt, auch unter Tränen, dass seine frühesten Erinnerungen die hastigen Fluchten unter Sirenengeheul in den Keller sind, die Todesangst, das Brummen der Bomber. Solche Traumata können wiederkehren, mächtig werden. Das könnte erklären, warum Drewermann in den Amerikanern die Wurzel so ziemlich aller Übel sieht – und Russland nur als Opfer westlicher Aggression. Das könnte erklären, warum die kollektive Angst, Anspannung, Gereiztheit einer Gesellschaft in der Pandemie ihn so sehr umtreibt. Zumal es kein Korrektiv zu geben scheint– von Fans umgeben zu sein, das kann zur Falle werden.

Das Gesamtwerk Drewermanns ist historisch. Nur einer könnte es gefährden: Eugen Drewermann selbst.

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.

Volker Ihssen 01.06.2022, 07:21 Uhr:
Vielen Dank für die gründliche Analyse und Kommentierung und Erklärung
der Radikalisierung Drewermanns. Im Handeln der Politiker gegenüber Corona sehe ich eine christlich orientierte Rücksichtnahme auf die Älteren und Gefährdeten unter Zurückstellung der wirtschaftlichen ("kapitalistischen") Interessen und trotz der hohen finanziellen Belastung unseres demokratischen Staates. Wegen der Neuartigkeit der Krankheit war Vorsicht die richtige Entscheidung unserer Politiker und ich bin ihnen
dafür sehr dankbar und für den Mut zu unpopulären Beschlüssen.


Bernhard Ströbel 26.05.2022, 05:01 Uhr:
Wer Drewermann in Sachen Corona nicht versteht und ihn ins Querdenker- bzw Verschwörermilieu stecken will, hat weder den Menschen noch den Psychoanalytiker und Theologen Eugen Drewermann verstanden - nicht gestern und schon gar nicht heute!

Bernhard Ströbel 26.05.2022, 04:54 Uhr:
Dieser Artikel ist leicht zu lesen und trotzdem unverständlich. Er ist nicht im christlichen Sinne von "niemand ist unfehlbar" verfasst. Auch Eugen Drewermann ist als Mensch fehlbar. Dem würde er zweifellos zustimmen. Ihn aber hier so zu diskreditieren, schlägt sprichwörtlich, " dem Faß den Boden aus!"
Die Aussage, daß Genesene einen höheren Immunschutz vor Corona haben ist in der Wissenschaft usus. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit ist zum selben Schluss gekommen und wird deshalb auch nicht in die Verschwörer-Ecke gestellt. Dass die Amerikaner eine Nation sind, die nur um friedliche Lösungen in Konflikten bemüht sind, dazu braucht man sich nur in den Schriften namhafter Historiker umtun. Die Angriffskriege auf den Irak, auf Lybien mit Millionen Toten sprechen Bände. Der Der Verteidigungsetat der USA in Verbindung mit der NATO übersteigt den von Russland um ein Weites. Drewermann verurteilt Putins Angriffskrieg als Pazifist vehement. Aber er benennt auch mögliche, plausible...

Matthias Drobinski 14.04.2022, 06:45 Uhr:
Lieber Herr Weinert, ja: Ein kleiner Journalist schreibt Kritisches über den großen Eugen Drewermann. Journalismus hat keine Angst vor den Großen, nicht vor dem Papst oder dem Bundeskanzler. Ihre Antwort ist die klassische autoritäre Argumentationsabwehr: Wer ist das schon, der da glaubt, dem Großen ein paar kritische Anmerkungen mit auf den Weg zu geben? Da muss man sich dann gar nicht mit beschäftigen. So gesehen finde ich Ihren Kommentar bemerkenswert. Anders als bei Eugen Drewermanns Internet-Präsenzen bleiben hier übrigens kritische Anmerkungen wie Ihre stehen. Wir wünschen den Dikusrs, nicht die Verehrung. Nach wie vor halte ich übrigens Vieles, was Eugen Drewermann geschrieben und gesagt hat, für wichtig und wegweisend. Da schließen sich Respekt und Kritik nicht aus. Freundlich grüßt Matthias Drobinski

Roland Weinert 10.04.2022, 12:02 Uhr:
Sehr geehrte Damen und Herren,

lange habe ich darauf gewartet: Eugen Drewermann ist Verschwörungstheoretiker.

Herr Dr. Drewermann, vielleicht der einzige Gegenwarts-Universalgelehrte deutscher Sprache, Humanist in strictu sensu, überragender Theologe, Philosoph und Psychologe, im Sinne der Röm.-Kath. Amtskirche sogar Ketzer, sollte die Anwürfe des Herrn Drobinski sehr gelassen betrachten.

Wer ist überhaupt Herr Drobinski? Wieviele grundlegende, weitsichtige, weite Bögen spannende Publikationen hat er bisher dem Publikum vorgelegt. Aus meiner Sicht gibt er den 'Willi Winzig' universaliter.

Der Begriff 'Verschwörungstheoretiker' dient seit dem Jahre 2015 ( Flüchtlingskrise ), wenn ich das richtig überblicke, ausschließlich dazu, kritische Menschen, nicht dem Mainstream huldigende Menschen, dem Politikestablishment sich widersetzende Menschen, Menschen mit einer 360-Grad-Perrspektive im Denken und Wahrnehmen von Zeitwirklichkeit zu diffamieren u. zu verleumden.

Rüdiger Koch 28.03.2022, 09:39 Uhr:
Eugen Drewermann als einen Propheten zu bezeichnen, ist unbeabsichtigt ein großes Kompliment! Ebenso, ihn auf einem Irrweg zu sehen. Waren nicht die Propheten des Volkes Israel Mahner, die ihre eigene, existenziell erfahrene Wahrheit im Auftrag Gottes dem Volk übermittelten - und von den Israeliten dafür wenig geliebt wurden? Die biblischen Propheten traten dann auf, wenn es nötig war. Es machte ihnen nichts aus, unbeliebt zu sein, ignoriert zu werden und sich angeblich auf einem Irrweg zu befinden. Sie waren sozusagen die Querdenker des alten Israel. Sie wollten das Volk retten, indem sie es zur Umkehr aufforderten. Genau das tun sie, Eugen Drewermann. Dafür gebührt ihnen Dank!

Karl L. Spielleuthner 08.03.2022, 18:46 Uhr:
Ich habe am Sonntag den Livestream "Drewermann antwortet seinen Kritikern" gesehen. Sein Biograph Beier hat die Veranstaltung moderiert und einige Vorwürfe an Drewermann weitergegeben.
Er ist kaum auf die kritischen Anfragen eingegangen, hat doziert und so gut wie alle falschen oder problematischen Ansichten wiederholt und verteidigt.
Mehrmals hat Drewermann "Publik-Forum" scharf angegriffen. Herr Beier hat meist mit hm, hm, ... reagiert und nicht weiter nachgefragt, sondern nur in eigenen Worten das Gesagte zusammengefasst.
Im Chat waren vor allem Fans von Drewermann, um ihm zu huldigen.
Drewermann hat darauf hingewiesen, dass er religiös argumentiert, um umgehend widerlegte medizinische Aussagen zu treffen.
Beim Vorwurf, er gebe suspekten Plattformen Interviews und sehe nicht, in welcher Gesellschaft er Appelle unterzeichne, gab er sich vollkommen naiv.
Ich habe von Drewermann sehr viel gelernt. Diese Entwicklung macht mich traurig. Er wird mir suspekt.

Harald Frister 08.03.2022, 16:18 Uhr:
Trotz dieser Missstimmigkeit bleibt E.D. mein Vorbild von einem guten Menschen.

David Jäkel 07.03.2022, 18:58 Uhr:
Auf YouTube hat Herr Drewermann inzwischen eine Antwort auf den Artikel gegeben. Sie ist m.E. wenig bzw. nicht einsichtig.

Ich habe bereits beim ersten Hochladen des Interviews mit KenFM die Problematik im Kommentarbereich klar gemacht. Herr Drewermann darf gerne mit Herrn Jebsen sprechen -> aber durch das Aufnehmen dessen gibt er Jebsen eine Bühne, führt "Drewermann-Fans" zu Jebsen und lässt Jebsen in einem "seriösen Licht" erscheinen. Nach kurzem "Hin und Her" wurde der Kommentarbereich deaktiviert.

G. Schmidt 07.03.2022, 10:32 Uhr:
Die Ansichten von Eugen Drewermann, die Sie in Ihrem Artikel beschreiben, verwundern mich nicht. Er war regelmäßig Referent bei den Tagungen der Gesellschaft für Gesundheitsberatung, die von der Max-Otto-Bruker-Stiftung geführt wird. "Gesundheit ist machbar" lautete das Thema 2016. Allmachtsphantasie und Esoterik verbunden mit einer volksnahen Philosophie prägen m.E. die Ideologie der Einrichtung. Alles ist machbar, wenn man es nur richtig anpackt, so könnte ich etwas salopp den Grundansatz beschreiben. Kein Wunder, dass die Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Corona vor Ort für falsch gehalten wurden, man umarmte sich gern weiterhin wie zuvor. Denn wer nach ihren Maßstäben gesund lebt, dem kann Corona nichts anhaben. Davon abgesehen halte ich viele Empfehlungen für die Ernährung durchaus für hilfreich und sinnvoll.
G. Schmidt

Georg Lechner 05.03.2022, 16:42 Uhr:
Die irritierenden Schritte von Drewermann sind bedauerlich, sie sollten aber als Warnung dienen, wie ungehörte Kritiker am ganz normalen (alltäglichen) Wahnsinn emotional in das Fahrwasser der Verbreiter von Verschwörungsmythen geraten können. Der "Rechercheur" (so die Rezension von PuFo 2016/2, S.50) Wolfgang Schorlau insinuiert in seinem zehnten "Dengler"-Krimi, dass die Drahtzieher des rechten Rands gezielt auf dieser Schiene ihre Rekrutierungen von Impfgegnern betreiben.

Georg Lechner 05.03.2022, 16:28 Uhr:
Wegen der völkerrechtswidrigen nuklearen Erstschlagsoption (siehe IGH-Entscheid vom 8.7.1996) und der völkerrechtswidrigen Kriege 1999 und 2003 (hier faktisch in der "Koalition der Willigen") lehne ich die NATO ebenso ab wie Drewermann. Mit diesen kapitalen Unrechtsschritten hat sie die Hemmschwelle für weitere Völkerrechtsbrüche (wie aktuell durch Putin) unverantwortlich herabgesetzt. Für 1999 hat dies auch die letzte Zeugin im Prozess gegen Milosevic (die frühere Labour-Abgeordnete Alice Mahon) kritisch angemerkt: https://www.icty.org/x/cases/slobodan_milosevic/trans/en/060301IT.htm
Analog zur Feststellung des US-Historikers David Talbot in "Das Schachbrett des Teufels": "Denn solange wir uns nicht vollständig Rechenschaft über die Dulles-Ära und ihre schweren Verbrechen abgelegt haben, kann das Land seinen Weg in eine bessere Zukunft nicht finden" muss auch der Westen die Kriegsverbrecher von 1999 und 2003 zur Rechenschaft ziehen.

Georg Lechner 05.03.2022, 16:11 Uhr:
"Genesene sind besser geschützt als Geimpfte". Das kann durchaus stimmen, allerdings ist der Weg dorthin ungleich gefährlicher. Denn selbst jetzt, wo die Omikron - Variante vorherrscht mit einer deutlich geringeren Hospitalisierungsrate gegenüber der Delta-Variante, gibt es in Österreich pro Woche etwa 200 Todesfälle infolge Covid-19. Gegen Viruserkrankungen helfen keine Medikamente direkt, sondern nur über die Beeinträchtigung ihrer Vermehrung durch den körpereigenen Stoffwechsel (wie etwa Remdesivir), weil Viren keinen eigenen Stoffwechsel haben und folglich nicht durch artspezifische Lahmlegung von Stoffwechselschritten bekämpft werden können (im Unterschied zu bakteriellen Infektionen). Diese Medikamente dürfen aber wegen ihrer Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Überwachung verabreicht werden.

Dr. Joachim Selle 03.03.2022, 09:07 Uhr:
Vielen Dank für den Beitrag von Matthias Dobrinski, die Neujahrs rede von Eugen Drewermann betreffend auf dem Brukerforum. Ich habe mir auf YouTube die Rede bis zur Hälfte anhören können, dann habe ich mich gefragt, was mit Eugen Drewermann passiert sein mag, dass er sich auf die Seite der Verschwörungstheoretiker und Impfgegner stellt. Von seinen Agrssiven Auslassungen über Nato und USA ganz zu schweigen. Eugen Drewermann , dem ich durch seine zahlreiche Literatur so viel zu verdanken habe, dass ich mich fassungslos von ihm getrennt habe. Besonders auch deshalb weil er, der wissenschaftlich korrekte Zitierweise in seinen Büchern stets perfekt betrieb, jetzt die medizinische Wissenschaft und auch meinen Beruf als Arzt dermaßen unkritisch infrage gestellt hat. Ich gebe Mathias Dobrisnki recht, Drewermann ist dabei, sein Lebenenswerk zu zerstören.Dr. Joachim Selle ,Castrop-Rauxel

Frank Zimmermann 01.03.2022, 11:42 Uhr:
Seit Jahrzehnten schätzen wir Eugen Drewermann sehr, haben viele Veranstaltungen mit ihm erlebt und besitzen reichhaltig Literatur von ihm, die wir mehrfach lesen und und im Familien- und Freundeskreis weiterreichen. Wir haben viel Kraft und wertvolle Erkenntnisse durch ihn und seine Bücher geschenkt bekommen.
Der "krude Aufruf" ist für uns auch nicht ganz nachvollziehbar. Dazu müssten wir ihn persönlich befragen können, um ein gültiges Urteil darüber zu sprechen.

Karl L. Spielleuthner 28.02.2022, 19:35 Uhr:
Ich habe viele Bücher von Drewermann mit großem Gewinn gelesen. Bei manchen (politischen) Themen war er schon immer einseitig. Totalkritik in Richtung USA, NATO und Merkel. Kein kritisches Wort über Putin und seiner Politik. Naive Unterstützung der LINKEN. Zuletzt fällt er noch als wirklich peinlicher Coronaschwurbler auf.
Eugen Drewermann hat sich sehr verrannt. Das passiert, wenn man so alleine agiert, von nichts (UNIVERSITÄT) abhängig sein will, nur doziert und kaum an echte Disskusionen teilnimmt.
Als er begann, auf zahlreichen zwielichtigen Plattformen aufzutauchen, war ich irritiert.
Jetzt reicht es mir. Drewerman hat sich nachhaltig beschädigt. Schade.

Margret Schröer 27.02.2022, 19:24 Uhr:
Ich kann mich den Worten von Herrn Belz nur anschließen. Auch ich habe Herrn Drewermann über Jahrzehnte für seine Bibelauslegungen, Predigten und Vorträge sehr geschätzt. Aber seine politischen Aüßerungen in der letzten Zeit , z. B. ( als ob die Nato Krieg gegen Russland führe, und nicht Russland gegen die Ukraine ) sind einfach nicht mehr nachzuvollziehen und nicht mehr zu verstehen. Schade um die Reputation eines großen Denkers.
Margret Schröer.

Winfried Belz 27.02.2022, 17:25 Uhr:
Über viele Jahre habe ich mit viel innerem Gewinn E.D. gelesen.
Seit er in politischen Fragen immer mehr pauschale und undifferenzierte Positionen vertritt, wird er mir immer mehr fremd, was ich sehr bedaure! Ich frage mich, wie es zu seiner Veränderung gekommen ist.
Winfried Belz