Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 18/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Von Mäusen und Menschen und Neurowissenschaften

von Judith Bauer vom 24.09.2021
Yaa Gyasi: Ein erhabenes Königreich (Foto: istockphoto/clu)
Yaa Gyasi: Ein erhabenes Königreich (Foto: istockphoto/clu)

Roman. Gifty ist Neurowissenschaftlerin. Für ihr Promotionsprojekt verbringt sie zu viel Zeit mit Mäusen im Labor. Sie widmet sich ihrer Forschung mit der obsessiven Hingabe, die sie früh gelernt hat: Als Kind in Alabama war sie Mitglied in einer evangelikalen Kirche, las begierig die Bibel und übernahm gänzlich das enge Weltbild des Pastors. Noch Jahre später schwirren ihr die Bibelverse von damals im Kopf herum und scheinen ihren Alltag zu kommentieren. Dabei hat sie die Religion längst gegen die Wissenschaft eingetauscht.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 18/2021 vom 24.09.2021, Seite 54
Angela Merkels schwieriges Erbe
Angela Merkels schwieriges Erbe
Was die ewige Kanzlerin hinterlässt
4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper

Zu Beginn des Romans nimmt Gifty ihre Mutter bei sich auf, die schwere Depressionen hat. Die ungewohnte Nähe zwingt Gifty dazu, sich mit den Traumata ihrer Familie zu beschäftigen. Unweigerlich wird es eine Auseinandersetzung mit ihrem Glauben, von dem sie sich mühsam befreite und dessen Überbleibsel sie im College zur Außenseiterin machten. Auf der Suche nach Heilung für ihre Mutter fragt sie sich, ob Religion nicht doch mehr sein könnte als ein repressives System und wie ihre geliebte neue Heimat, die Wissenschaft, damit zu vereinbaren sei. Sie findet Antworten im Gehirn einer Maus – und in der Erinnerung an eine lange zurückliegende Berührung.

Yaa Gyasi verwebt in der Handlung Episoden aus Giftys Gegenwart mit Erinnerungen an die Kindheit als schwarzes Mädchen in den USA. Das ist alles andere als linear konstruiert und gerade deshalb plausibel. Die nüchterne Erzählerin betrachtet die Menschen im Roman – auch sich selbst – mit großer Empathie. Das macht erstens ihren ganzen komplexen Verarbeitungsprozess verständlich und zweitens das Buch zu einem großen Gewinn.

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.