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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 3/2024
Der Inhalt:

Gottesfrage
Ein Gott der Liebe – und des Zorns

Der Theologe Joachim Negel beantwortet Fragen unserer Leserinnen und Leser. Diesmal geht es um die anstößigen Seiten des biblischen Glaubens.
vom 19.02.2024
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»Die Bibel stellt Gott oft als zornig vor« – wie passt das zum liebenden Gott? (Foto: istockphoto/Maxiphoto)
»Die Bibel stellt Gott oft als zornig vor« – wie passt das zum liebenden Gott? (Foto: istockphoto/Maxiphoto)
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Die Bibel stellt Gott oft als zornig, strafend, ja als eifersüchtig vor. Das ist doch mit einem Gott, der die Liebe sein soll, unvereinbar. (Franz Groll)

»In eine Welt ohne Sünde brachte ein Gott ohne Zorn durch einen Christus ohne Kreuz eine Erlösung ohne Gericht« – mit diesem sarkastischen Spruch kritisierte der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr seinerzeit, was er »bürgerliche Religion« nannte. Wo die kirchliche Verkündigung sich darin erschöpfe, das mitmenschliche Klima und das Wohlbefinden des Einzelnen im Namen eines an jedem unendlich interessierten Gottes zu befördern, da riskiere sie, das Anstößige und Rigorose des biblischen Glaubens zu verraten. Nicht zufällig, so Niebuhr, gehe Jesu Botschaft vom Barmherzigen Vater, der über Guten und Bösen gleichermaßen die Sonne au

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Bernhard Ferber 22.03.2024, 08:04 Uhr:
ich halte es für falsch, wenn wir uns damit beschäftigen, über uns selber Gericht zu halten. Das ist eine Rutschbahn in einen fehlgeleiteten Glauben, der letztlich davon ausgeht, dass wir uns selber durch unser Tun und Lassen Heil verschaffen. Das halte ich für Bullshit. Das hat zwar Jahrhunderte alte Tradition, macht aber aus der Frohbotschaft eine Drohbotschaft. Kirche wird dann zur Erlöserinstitution. Unter deren Weisungen die Christen ferngesteuert leben. Damit sollte gefälligst Schluss sein.
Richter über mein Leben ist Gott. Niemand sonst. Er wird mich neu ausrichten: mir den Weg zeigen am Jüngsten aller Tage ins Neue Jerusalem, dem Ort, an dem alle Tränen weggewischt werden.
Nicht meine olympisch ambitionierte Moralität ist mein Anker zu Gott, sondern einfach die Chance, dass ich als Kind Gottes nach seinem Willen fragen darf. Ich bin - bewusst, aber ganz oft auch unbewusst, - Werkzeug Gottes, Verkünder des Evangeliums. Aber nicht, weil ich gut bin. Sondern weil Gott gut ist.

Hans-Joachim Schemel 08.03.2024:
Wer von Gott redet, sollte dies stammelnd tun, denn Gott lässt sich nur schwer (wenn überhaupt) in Worte fassen. Wir sollen uns kein Bild von ihm machen, heißt es in der Bibel. Die Ausführungen von Joachim Negel, der den »liebenden« mit dem »zornigen« Gott vergleicht und beide Gottesbilder gegeneinander ausspielt, sind für mich nicht überzeugend. Laut Platon strebt der Mensch zum Guten, weil er seinen Seelenfrieden sucht – nicht, weil er sich »in Furcht und Zittern« um das Heil im Jenseits zu bemühen hat. Die Bezeichnung »Zorn Gottes« führt in die schreckliche, meinem Verständnis von Christentum widersprechende, Angst vor der Hölle. Mit dieser Angstmache hat sich die Kirche schuldig gemacht. Jesus hat die Liebe Gottes für uns konkret erfahrbar gemacht, indem er als Mensch unter Menschen die heilenden Tugenden verkörperte: Respekt gegenüber allen Menschen, Gerechtigkeit, Klugheit, Mut, Einsatz für Diskriminierte und Ausgestoßene, Vertrauenswürdigkeit. Er hat uns vorgelebt und den Weg gewiesen, wie Seelenfrieden zu erreichen ist.

Frithjof Ringler 08.03.2024:
Gott ist die Liebe, Gott ist zornig! – Woher weiß man das? Nicht reflektiert wird, dass dies mythologische Aussagen sind, Produkte menschlicher Projektionen, dessen also, was Menschen von Gott erwarten. Kann man überhaupt »objektiv«, wie wenn man Fakten wüsste, über den unbegreiflichen schöpferischen Wirklichkeitsgrund, den wir Gott nennen, sprechen? Erfahrungen des Glaubens sind da etwas ganz anderes; sie sind vielschichtig und gehen mich etwas an. So spricht Jesus in Bildern und Gleichnissen ganz subjektiv von dem Gott, den er erfahren hat, und richtet sein Leben und Sterben auf diesen Gott aus. Die Jünger erkannten, dass da der unfassbare Gott, der »Ich-bin-da« (Jahwe) ganz nah, ja gegenwärtig war. An dieser und anderen Erfahrungen sollte sich eine Theologie »von unten« orientieren, nicht an dem, was man von Gott zu wissen meint.

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