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Christa Nickels (Foto: Privat)

Christa Nickels

Publik-Forum lese ich seit Anfang der 1980er-Jahre. Die Zeitschrift begleitet mich somit fast mein ganzes gesellschaftspolitisch aktives Leben. Das ist kein Zufall

Ende der 1970er-Jahre hatten engagierte Menschen allgemein das Gefühl, mit ihren Forderungen nach überlebensnotwendigen Reformen in Politik, Kirche und Gesellschaft gegen eine Wand der Abwehr zu laufen. Der aktive Teil der Gesellschaft insgesamt war in Aufbruchstimmung. Die Leute ließen sich nicht mehr von kleinen Machteliten mit dem Argument abspeisen, diese seien die Sachwalter von Fachwissen und Grundwahrheiten, sondern nahmen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand. Wie sich heute Tag für Tag zeigt, bleibt das eine Daueraufgabe.

Publik-Forum war und ist das Flaggschiff eines freimütigen, engagierten und informierten Journalismus und kommt damit dem Interesse derjenigen entgegen, die hinter die Kulissen schauen, den Dingen auf den Grund gehen, nach Alternativen suchen und die Verhältnisse verändern wollen. Mit einer in dieser Form einzigartigen Palette von Faktenrecherche, Beiträgen über Politik, Gesellschaft, Glauben und Spiritualität sowie Kontakt- und Vernetzungsangeboten wird Neugierigen und Engagierten mit jeder Ausgabe von Publik-Forum ein tiefgründiges, aktuelles und originelles Infopaket frei Haus geliefert.

Ursprünglich gestartet als Zeitschrift kritischer Katholiken, hat sich Publik-Forum heute zu einer regelrechten Dialogplattform für gesellschaftlich und spirituell Interessierte verschiedenster Konfessionen und weit darüber hinaus entwickelt. Damit ist Publik-Forum bei aller Faktentreue und allem Realitätssinn auch zu einer Art medialem Sehnsuchtsort geworden: einem Forum, wo sich ganz real heute schon »alle Menschen guten Willens« informieren, austauschen und Begegnung organisieren können.

Mein Glaube ist geerdet, in der Natur und in meiner Familie

Als Älteste von acht Kindern auf einem Bauernhof groß geworden, hatte ich das Glück, meinen Glauben ganz anschaulich in meinem Leben zu finden: im zupackenden und unerschütterlichen Glauben meiner Familienfrauen – Oma, Mutter, Tante –, denen nichts Menschliches fremd war und denen auch in den hoffnungslosesten Fällen zumindest noch ein gutes Wort und Carepakete einfielen.

Ich fand und finde meinen Glauben aber auch anschaulich im Jahreskreislauf, der mir ganz sinnfällig und konkret spiegelt, was Werden, Vergehen und Auferstehung sind. Wenn ich an schönen Tagen beobachte, wie eine Libelle sich aus ihrer abgelebten Larve hervorarbeitet – das neue Leben also ganz konkret aus dem alten hervorkommt –, bin ich gewiss, dass das Leben weitergeht; auch wenn ich nicht weiß, in welcher Gestalt. Wenn Wühlmäuse und Nacktschnecken ohne meine Erlaubnis wild und frech meinen Garten mitgestalten und mich gezwungenermaßen lehren, dennoch nicht aufzugeben – und am Ende aus meinem Garten immer wieder ein Gartentraum wird –, dann begreife ich das Gleichnis von den Talenten in der Bibel.

Ich engagiere mich heute gezielt in Projekten

Mit Anfang 60 bin ich eine »junge Alte« mit vielen Träumen. Ich nehme nun keine Leitungsämter mehr an, sondern engagiere mich projektbezogen, zum Beispiel im ökumenischen Pilgerprojekt meiner Diözese und im »Stolpersteinprojekt« unserer Stadt, das an Mitbürger erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Ich engagiere mich in der Pfarrgemeinde und singe im Kirchenchor. Und ich leiste gerne Hebammendienste, wenn Neues ans Licht will. Ich genieße dabei die Freiheit, heute nur noch zu dem zu schreiben und zu sprechen, wozu ich schreiben oder sprechen will.

Als Kind und Jugendliche habe ich auf einem katholischen Mädchengymnasium der Ursulinen unschätzbares Rüstzeug für mein weiteres Leben erworben, nach dem Abitur eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und in diesem Beruf insgesamt 13 Jahre gearbeitet, habe geheiratet und zwei Kinder bekommen. Im Jahr 1979 habe ich Die Grünen in Nordrhein-Westfalen mit gegründet, bin mit ihnen 1983 zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag eingezogen (als erste Krankenschwester), habe die Quotierung in meiner Partei mit eingeführt und war als Parlamentarische Geschäftsführerin Mitglied im ersten ausschließlich mit Frauen besetzten Vorstand einer Fraktion im Bundestag.

Im Verlauf von 19 Jahren – rotationsbedingt unterbrochen durch vier Jahre wieder als Krankenschwester – hatte ich bis 2005 verschiedene Aufgaben im Bundestag inne: Ich war Mitglied im Rechtsausschuss, Vorsitzende des Petitionsausschusses, Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Obfrau in der Enquetekommission Recht und Ethik der modernen Medizin, Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses. Für meine Fraktion war ich in diesen Jahren als kirchenpolitische Sprecherin tätig und konnte dazu beitragen, das Eis zwischen der katholischen Kirche und den Grünen aufzutauen. Außerdem habe ich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken zwölf Jahre lang engagiert für Frauen-, Menschen- und Christenrechte in Gesellschaft und Kirche gearbeitet.

Immer wieder hatte ich über die Jahre auch die Möglichkeit, mich in Artikeln und Buchbeiträgen zu den Themen »Kirche und Gesellschaft« sowie »Christsein und grüne Politik« zu äußern, darunter zum Beispiel in dem Aufsatz: »Was erwartet die Gesellschaft von der Kirche?«, aufgenommen in das von Otto Hermann Pesch herausgegebene Buch: »Gottes Kirche für die Menschen: Erwartungen, Forderungen, Träume« aus dem Jahr 2011, und in dem von mir herausgegebenen Buch »Begründete Hoffnungen. Bündnisgrüne Politik und christlicher Glaube« aus dem Jahr 1998.