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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 16/2023
Der Inhalt:
Religion & Kirchen
Leben & Kultur

Literaturtipp
»Bis wir Wald werden« von Birgit Mattausch

von Anne Strotmann vom 22.08.2023
(Foto: iStockphoto/clu)
(Foto: iStockphoto/clu)

Roman. Nanush lebt in einem Hochhaus. Ihre Urgroßmutter Babulya hat sie als kleines Kind dorthingetragen, den ganzen Weg von Sibirien bis nach Deutschland. In dem Haus wohnen noch andere wie sie, die von den »Hiesigen« Aussiedler genannt werden. In Russland waren sie Deutsche, hier in Deutschland sind sie Russen.

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Babulya ist für Nanush die Hüterin ihrer Erinnerungen zwischen Traum und Wirklichkeit, voller Wald, Birken, Schnee. Sie ist ein Bindeglied zwischen dort und hier. Doch nun ist sie so alt, dass sie kaum noch das Bett verlässt. Und die Urenkelin hat Angst vor dem Moment, da sie davonfliegt in eine andere Welt. Wer wird sie dann sein?

»Bis wir Wald werden« ist Birgit Mattauschs erster Roman. Sie arbeitete mehrere Jahre als Pfarrerin in einer Gemeinde mit vielen Russlanddeutschen und lebte mit ihnen in einem Hochhaus, im 14. Stock. Aus dieser Nähe schildert sie die Hochhausbewohnerinnen in ihrem Glanz und ihrem Elend, immer würde- und liebevoll. Sie weiß auch, warum sie Helene Fischer verehren: »Sie iiiist eijne von uns.«

Bei Birgit Mattausch ist das Alltägliche heilig: Tee kochen, eingelegte Tomaten essen, Wodka trinken. Küchen, Hochhausdächer, Bushaltestellen werden zu magischen Orten. Sie schreibt wie eine, der jeden Tag die Augen übergehen vor lauter Welt, das hat sie mit ihrer Ich-Erzählerin Nanush gemeinsam. Auch sie sieht Dinge, die andere nicht sehen.

Wer von einem Roman eine spannende Handlung erwartet, die hastig umblättern lässt, sollte etwas anderes lesen. Wer allerdings poetische Sprache liebt, feine Beobachtungen und originelle Bilder, der wird sich gern in schildkrötenhafter Achtsamkeit durch die Seiten bewegen und die Welt mit anderen Augen sehen.

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