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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 6/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Ausstellungstipp
Wie jüdische Versteckte zu überleben versuchten

vom 19.03.2024
Die Künstlerin Natalia Romik rekonstruiert Verstecke in Polen und der Ukraine.
Zuflucht im Baum: In einer hohlen Eiche im Karpatenvorland in Polen versteckten sich zwei jüdische Brüder. Natalia Romik hat einen Abdruck von der Baumrinde mit dem Einstiegsloch erstellen lassen (Foto: Natalia Romik, 2021)
Zuflucht im Baum: In einer hohlen Eiche im Karpatenvorland in Polen versteckten sich zwei jüdische Brüder. Natalia Romik hat einen Abdruck von der Baumrinde mit dem Einstiegsloch erstellen lassen (Foto: Natalia Romik, 2021)

Ausstellung. Die Josefseiche ist mehr als 600 Jahre alt, ihr Stamm innen hohl. Sie steht auf dem Gelände eines Guts in Wisniowa im Karpatenvorland in Polen. Im Inneren, so hieß es im Dorf, hätten sich zwei jüdische Brüder während der deutschen Besatzung versteckt. Die Künstlerin, Architektin und Historikerin Natalia Romik ging dem nach und erforschte den Baum mithilfe eines Dendrologen. Als sie eine Endoskopkamera in das Innere des Baumes führten, fanden sie querliegende Bretter als Stufen oder Sitze, gehalten von Metallbügeln. Es war offensichtlich eines von mehreren Verstecken der Brüder Paul und David Denholz. Ihnen war 1942 die Flucht aus einem Konzentrationslager gelungen. Sie überlebten, Natalia Romik machte zwei Töchter in New York ausfindig.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 06/2024 vom 22.03.2024, Seite 55
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In der Ausstellung »Natalia Romik. Architekturen des Überlebens« im Jüdischen Museum Frankfurt wird das Versteck und seine Entdeckungsgeschichte mithilfe von 3-D-Scans und eines an die Wand projizierten Films rekonstruiert. Kernstück der Ausstellung aber sind neun Skulpturen, Kunstharzabdrucke von Verstecken. Silbern glänzt etwa der Abdruck der rauen Eichenrinde im dunklen Ausstellungsraum. Seine Rückseite ist erdig braun. Die hell glänzende Seite symbolisiert Hoffnung, Ideenreichtum und Leben, die erdige Seite ruft Assoziationen von Dunkelheit, Enge, Angst und Luftmangel hervor.

Die Ausstellung versteht sich als eine künstlerische Hommage an die Verstecke, die Jüdinnen und Juden während der deutschen Besatzung in Polen und in der heutigen Ukraine schufen. In Schränken, unter Häusern, in der Kanalisation, in Höhlen und leeren Gräbern errichteten sie Zufluchtsstätten. Zum Überleben gehörten immer auch Helfer, die warnten, den Zugang verbargen oder Nahrungsmittel besorgten. Zu sehen sind Film- und Fotodokumentationen sowie Gegenstände, die in den Verstecken gefunden wurden: eine Flasche, eine Taschenlampe, ein Knopf.

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