Ein zärtlicher alter Mann

Mieciu Langer hat viele Namen. Mieczyslaw haben ihn seine Eltern genannt, Mietek haben sie ihn gerufen, damals in Krakow. Sie waren polnische Juden. In Israel, wo er nach dem Krieg lebte, konnte keiner in den Behörden diesen Namen aussprechen. Da hat er sich einen anderen gesucht: Moshe steht jetzt in seinem Pass. Aber seine Frau nennt ihn Mieciu – das ist ein Kosename für ein kleines Kind. »Ein Pole würde sterben vor Lachen, wenn er hört, wie meine Frau einen 82-Jährigen Mieciu ruft.« Doch inzwischen heißt er überall so.

Er lacht viel und witzelt gern. Er sagt Sätze wie: »Ich musste eine Menge Belege sammeln für diese Wiedergutmachungsrente, um zu beweisen, dass ich zum deutschen Kulturkreis gehöre. Es war nicht genug, dass ich in fünf Lagern war.«

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