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Norbert Coprays gesammelte Werke (8)

von Norbert Copray vom 19.08.2015
Aus Publik-Forum 15/2015: Christliche Minderheiten im Nahen Osten. Linda Dorigo und Andrea Milluzzi über ein bedrohtes Refugium
Das Christentum im Nahen Osten erlischt, Christen werden ausgegrenzt, verfolgt, verjagt, ermordet, es bleiben ihnen nur noch kleine Nischen. Dieses erschreckende Bild zeichnen Linda Dorigo und Andrea Milluzzi in ihrem Buch (Foto: luxuz::./photocase.de modifiziert)
Das Christentum im Nahen Osten erlischt, Christen werden ausgegrenzt, verfolgt, verjagt, ermordet, es bleiben ihnen nur noch kleine Nischen. Dieses erschreckende Bild zeichnen Linda Dorigo und Andrea Milluzzi in ihrem Buch (Foto: luxuz::./photocase.de modifiziert)

Die geografische Wiege des Christentums brennt. Dort waren die ersten bedeutenden christlichen Gemeinden. Der Nahe Osten ist heute nicht nur Schauplatz des kriegerischen Konflikts zwischen Israel und der arabischen Welt, sondern auch zwischen der arabischen Welt und der Türkei. Er ist der Kampfplatz der innerislamischen Auseinandersetzungen zwischen den Sunniten und Schiiten ebenso wie zwischen Islamisten und gemäßigten, liberalen Muslimen. Auf diesem Kriegsschauplatz, der immer mehr vom sogenannten Islamischen Staat und Al-Qaida bestimmt ist, erlischt langsam das Christentum. Christen werden ausgegrenzt, verfolgt, verjagt, ermordet. In dieser Region gibt es noch kleine Nischen für das spärliche Christentum. »Bedrohtes Refugium« nennen das Linda Doringa und Andrea Milluzzi in ihrem Buch über »christliche Minderheiten im Nahen Osten«.

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Dorigo ist unabhängige Fotojournalistin und Dokumentar-Fotografin, Milluzzi freier Journalist und war früher bei der italienischen Zeitung »Liberazione«. Beide leben in Beirut und Rom und berichten schwerpunktmäßig über den Nahen Osten. Sie haben eine zweieinhalb Jahre lange Reise durch den Nahen Osten unternommen, um diese Fotoreportage zu veröffentlichen. Die letzten Fotos stammen von Januar 2014. Mehrseitiger Text wechselt sich jeweils mit einer Fotostrecke ab. Auf ihrer Reise haben sie die Christen unterschiedlicher Konfessionen in ihren Fluchtorten und in ihren angestammten Gebieten aufgesucht, mit ihnen gelebt, ihnen zugehört und ihre Situation wahrgenommen.

Zwölf Millionen Christen werden im Nahen Osten noch vermutet, mit stark abnehmender Tendenz. Trotzdem kann man nicht von systematischer Christenverfolgung sprechen (vergleiche Publik-Forum 2/2015). Vielmehr gehe es um einen militanten Fundamentalismus gegen alle Gemäßigten, meint der syrisch-orthodoxe Bischof des Patriarchats von Rab Touma. Dorigos und Milluzzis Reisereportage lässt sehr genau und einfühlsam die aufgesuchten Christen zu Wort kommen und fängt ihre Stimmungen, schönen Erinnerungen, Schmerzen und Sehnsüchte ebenso ein wie ihre Bedrückung und ihre Bedrohung.

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In den Fotos wird die Dimension des Verlustes einer ganzen Kultur und Religion besonders deutlich. In zerklüfteten Tälern finden die Autoren noch klösterliche Gemeinschaften in ihren Rückzugsorten. An etlichen Orten treffen sie nur noch alte Christen, »weil ihnen die Kraft zum Weggehen fehlt«. Am Ende des Buches findet sich eine Fotolegende, in der jedes der 59 Fotos kurz kommentiert ist.

Doch zuerst sollte man Text und Fotos auf sich wirken lassen, um sie dann in einem mithilfe der Fotoanmerkungen tiefer zu verstehen. Auf einer Doppelseite ist die Bibel einer äthiopischen Kirche in Jerusalem zu sehen, deren »christliche Gemeinschaft Katholiken, Orthodoxe sowie ägyptische und äthiopische Kopten zwischen Damaskus und Jaffator« umfasst. Diese Ökumene ist vom Untergang bedroht. Das Buch ist eine bewegende Situationsbeschreibung, ein Wahr- und Lebenszeichen der Christen im Nahen Osten.

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