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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 4/2021
Der Inhalt:

Pro und Contra
Soll Nord-Stream 2 gestoppt werden?

vom 23.02.2021
Die Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2 war schon immer umstritten. Seit der Verhaftung des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny wird die politische Kritik daran wieder lauter. Sollte der Weiterbau ausgesetzt werden? Ja, sagt die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden, (Grüne). Nein, der Bundestagsabgeordnete Nils Schmid (SPD). Stimmen Sie ab!
Fast fertig: Die »Audacia« verlegt vor der Insel Rügen Rohre für die Gas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland. (Foto: PA/DPA/Bernd Wüstneck)
Fast fertig: Die »Audacia« verlegt vor der Insel Rügen Rohre für die Gas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland. (Foto: PA/DPA/Bernd Wüstneck)

Julia Verlinden:

Ja, denn Klimaschutz hat Priorität!

Vor fünf Jahren hat die Staatengemeinschaft das Klimaschutzabkommen von Paris beschlossen und sich verpflichtet, den Temperaturanstieg auf der Erde auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Das ist entscheidend, um die Lebensgrundlagen für Milliarden Menschen zu erhalten. Die Zeit drängt, denn die Hitze nimmt Jahr für Jahr zu. Wir müssen jetzt alles tun, um die Klimakrise zu bekämpfen.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 04/2021 vom 26.02.2021, Seite 8
Maria, Freundin Gottes
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Angesichts dieser Aufgabe müssen sich alle Investitionen an ihrem Beitrag zur Energiewende messen lassen. Der Bau von Pipelines, Terminals oder Kraftwerken, die ausschließlich auf Erdgas setzen, ist nicht zeitgemäß. Neue Infrastruktur für fossile Energie verzögert den Umstieg auf erneuerbare Energien und birgt finanzielle Risiken.

Die Bundesregierung beschwört immer, dass solche Infrastrukturprojekte privatwirtschaftliche Angelegenheiten sind. Doch diese Fehlinvestitionen bedeuten auch Risiken für Steuerzahler und Steuerzahlerinnen in Form von späteren Entschädigungszahlungen, wie sie jetzt zum Beispiel beim Kohleausstieg fällig werden.

Wir Grüne im Bundestag fordern die Bundesregierung auf, sich endlich von Nord Stream 2 zu verabschieden und den Bau zu stoppen. Dieses Projekt ist sowohl europapolitisch als auch energiepolitisch falsch. Würde die Pipeline fertiggestellt und weitere Jahrzehnte klimaschädliches Erdgas nach Europa transportieren, würde das den Klimaschutz massiv verzögern.

Statt Nord Stream 2 oder neue Flüssiggas-Terminals zu unterstützen, muss die Bundesregierung den Umstieg auf grüne Gase voranbringen. Energieeffizienz erhöhen, erneuerbare Energien ausbauen und Europa unabhängiger machen von Energieimporten: Nur so kann Europa vom Tropf der fossilen Energiewirtschaft loskommen und die Klimakrise erfolgreich bekämpfen.

Nils Schmid:

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Nein, wir sind auf das Gas angewiesen!

Öl und Gas exportierende Staaten sind leider meist keine Demokratien. Deshalb ist die Energiewende nicht nur wegen des Klimawandels sinnvoll. Da wir gleichzeitig aus der Atom- und Kohleverstromung aussteigen, werden wir auf dem Weg ins klimaneutrale Zeitalter noch länger auf den Brückenenergieträger Erdgas angewiesen sein. Nord Stream 2 gibt uns Versorgungssicherheit.

Als Außenpolitiker blicke ich zudem mit großer Sorge auf die russische Führung, die immer aggressiver nach innen und außen auftritt. Wer jedoch glaubt, ein Baustopp würde die Politik Moskaus ändern, der irrt. Russland könnte bis 2024 Exportkapazitäten für Flüssiggas aufbauen, um das für Nord Stream 2 nicht benötigte Gas als Flüssiggas auf den Weltmarkt zu bringen. Schließlich sollten wir die Pipeline nicht zur Nagelprobe für den Umgang mit Putin hochstilisieren, während über andere Wege weiter russisches Gas nach Europa strömt und die USA ihre Öl-Importe aus Russland steigern.

Zielführender wäre ein abgestimmtes transatlantisches Vorgehen: Die USA beenden die Sanktionen und die Pipeline wird fertiggebaut – aber vorerst nicht in Betrieb genommen. Gleichzeitig beraten wir mit unseren Partnern über zielgenaue Russland-Sanktionen, die alle energiepolitischen Kooperationen umfassen können sowie Maßnahmen gegen Putins Oligarchen-Clique. Zusätzlich diversifizieren wir unsere Energiequellen weiter.

Bei allen Überlegungen sollten wir bedenken, dass wir auch künftig mit Moskau kooperieren müssen, etwa bei nuklearer Abrüstung und Klimaschutz. Statt eine der letzten Verbindungen nach Russland zu kappen und dabei eine riesige Röhren-Ruine auf dem Meeresboden zu hinterlassen, sollten wir Nord Stream 2 als Brücke in eine kooperativere Zukunft sehen, in der einmal auch grüner Wasserstoff zu uns fließen kann.

Die Umfrage ist vorbei: so haben unsere Leser abgestimmt!

Soll Nord-Stream 2 gestoppt werden?

Die Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2 war schon immer umstritten. Seit der Verhaftung des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny wird die politische Kritik daran wieder lauter. Sollte der Weiterbau ausgesetzt werden? Ja, sagt die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden, (Grüne). Nein, der Bundestagsabgeordnete Nils Schmid (SPD). Stimmen Sie ab!
54 x Ja, denn Klimaschutz hat Priorität!
64 x Nein, wir sind auf das Gas angewiesen!
insgesamt abgegebene Stimmen: 118
54%
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Ramschulte Martin 05.03.2021, 21:05 Uhr:
Die grünen Gase sind auch nicht Umweltfreundlicher. Biogasanlagen werden oft mit Mais,Gras, Gülle und anderen Rohstoffen gefütter. Habe bis heute noch keinen sauberen Wassergraben in der Nähe von Biogasanlagen gesehen. Kaum ist die Ernte in den Silos sind die Wassergräben trotz teure Technik wieder versaut! Außerdem werden die Ackerflächen für den Biogaspflanzenanbau viel zu intensiv bearbeitet und begüllt. In den Wassergräben und auf den Ackerflächen rund um Biogasanlagen ist Artenvielfalt ein Fremdwort! Windkraft-und Photovoltaikanlagen sind auch keine Umweltengel. Sparsam mit den fossilen- und den Erneuerbaren Energien umgehen, das ist der beste Umwelt-und Artenschutz! Hoffentlich geht der Klimaschädliche Flugverkehr nach Corona weiter zurück, das ist mit der beste Umweltschutz!

Insa Geppert 04.03.2021, 10:30 Uhr:
Natürlich müsste Nord Stream 2 gestoppt werden, denn natürlich hat Klimaschutz Priorität. Ich wundere mich, dass dieses Argument bei der Diskussion um das Projekt kaum eine Rolle spielt. Es ist zum Verzweifeln, dass die Bewahrung der Schöpfung und damit die Bewahrung eines menschenwürdigen Lebens für kommende Generationen so wenig beachtet wird.

Georg Emmermann 02.03.2021, 08:06 Uhr:
Es ist aus verschiedenen Gründen unbedingt richtig die Gaspipeline zu bauen:
1. Sich aus verschiedenen Quellen zu bedienen, erhöht die Versorgungssicherheit.
2. Die Gewinnung von Franking-Gas aus den USA ist extrem umweltschädlich
3. Russland ebenso wie die damalige Sowjetunion haben sich immer vertragstreu verhalten; Zuverlässigkeit ist ein hohes Gut.
4. Betriebswirtschaftlich wird allgemeinhin die preiswerteste Angebot bevorzugt. Mit der Durchleitung durch Polen und die Ukraine lässt sich der Gashahn jederzeit zudrehen, beide Staaten können an der Preisschraube für Durchleitungsgebühren drehen und damit einen gewissen Zwang ausüben oder Deutschland friert eben.
5. Wie sehr sich beide Staaten auf diese Gebühren verlassen haben, ist an den lautstarken Protesten zu bemerken, weil Geldleistungen ohne nennenswerte eigene Leistungen wegfallen werden.
6. Mit welchem Recht sanktionieren die USA Firmen, die auf der Grundlage von abgeschlossenen Verträgen ihre Leistungen erbringen.

Georg Lechner 01.03.2021, 18:11 Uhr:
Ein Nicht- Nutzen von Nord-Stream2 wäre politisch wie klimatechnisch unsinnig. Denn das Gas würde dort entweder abgefackelt oder in die Atmosphäre abgelassen (Methan ist noch klimaschädlicher als Kohlendioxid), während der Gasverbrauch der Industriebetriebe anhält und dann das Fracking in den USA vorantreibt.
Politisch halte ich die Konfrontation mit Russland für verfehlt, da es nur die Lage der Oppositionellen dort verschlimmert und Putin sich innenpolitisch (Verweis auf den "bösen Westen" von Napoleon über Hitler bis zu den gebrochenen Zusagen bei 2+4) stabilisieren kann.

Anton Maucher 28.02.2021, 21:05 Uhr:
Die erneuerbaren Energien Sonne und Wind sind nicht planbar.
Sie decken je nach Witterung, Tageszeit u. Jahreszeit zwischen
5 % und 60 % der elektrischen Energie; an Sonn- und Feiertagen ist der Anteil evtl. bedeutend höher.
Durch die E-Mobilität steigt der Bedarf nach elektrischer Energie.
In der Regierung soll es Pläne über Glättung geben - Glättung des Verbrauchs. Durch die Glättung soll es technisch und rechtlich möglich werden,zum Beispiel die Ladung der E-Autos über Stunden abzuschalten, wenn die Erzeugung mit dem Verbrauch nicht Schritt halten kann und um einen Blackout zu verhindern.
Schon heute sollen Großverbraucher stundenweise vom Netz genommen
werden, weil der potentielle Verbrauch über der Erzeugung liegt.
Vor ein paar Wochen schrammte die europäische Energieversorgung
knapp an einem Blackout vorbei.
D.h. wir brauchen das russische Gas dringend.

Hanna Leinemann 26.02.2021, 17:48 Uhr:
Sofort stoppen - und so liegenlassen. Damit wird effektiv kein russisches Gas durchgeleitet; das entspricht besser der Idee, sie zu vollenden und dann vorerst kein Gas durchzuleiten. Denn, wenn vorerst kein Gas durchgeleitet wird, brauchen wir es auch nicht, und der Ausbau regenerativer Energien wird nicht mehr unnötig behindert. -

Doris Rüb 25.02.2021, 14:30 Uhr:
Wenn es diese Pipeline mal gibt, wird sie nicht nur ein paar Tage, Wochen, Monate Gas liefern. Sie wird den Ausbau regenerativer Energien so behindern, wie es jetzt der Braunkohletagebau tut. Regenerative Energie könnte viel schneller ausgebaut werden, wenn sie nicht immerzu mit kleinlich Argumente behindert würde. Solaranlagen stören beim Anblick der Dächer, Windkraft ist zu laut, Wasserkraft wahrscheinlich zu nass, aber die Gefahren bei der Nutzung von Atomkraft oder bei der Verbrennung von Kohle, Öl und sogar Holz werden einfach ausgeblendet.

Gisela Cianciulli 23.02.2021, 20:41 Uhr:
unbedingt so schnell wie möglich Fertigstellen wir sind auf das günstige Erdgas angewiesen. Warum sollen wir der USA das teure Klimaschädliche Fraking Gas abkaufen? Mit der Verzögerung der Fertigstellung schneiden sich die Deutschen ins eigenen Fleisch.

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