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Kabarett im Kloster

vom 13.02.2012
Mit 350 Gästen, viel Spaß und einer Portion Nachdenklichkeit hat Publik-Forum am Wochenende in Frankfurt am Main sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Der Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach hielt die Festrede

Fabian Vogt und Martin Schultheiß brachten den Saal zum Toben. So etwas hatten die meisten Besucher noch nicht erlebt: Das Publikum konnte den beiden Kabarettisten wahllos Begriffe zurufen – und das Duo Camillo machte daraus in wenigen Minuten ein Lied: Natürlich kam Benedikt darin vor, aber auch Liebe, Hoffnung, die Worte Bruttosozialglück, Müsli, Mystik und vieles andere mehr. Der Song passte zu Publik Forum, das am Sonntag – vier Jahrzehnte, nachdem die Zeitschrift zum ersten Mal erschienen war – sein 40-jähriges Bestehen feierte. 350 Leserinnen und Leser waren zum ersten Jubiläumsfest dieses Jahres (es folgen weitere Veranstaltungen) ins Frankfurter Dominikanerkloster gekommen. Sie hörten lustige, aber auch nachdenkliche Töne.

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»Heute noch die Welt verändern«

»Heute noch die Welt verändern«: Das war das Motto der Matinée. Unübersehbar wurde es auf eine große Leinwand gebeamt und bildete den Rahmen für vier Stunden Programm. Zugleich war es auch Thema einer Podiumsdiskussion, bei der unter der Moderation von Redakteurin Britta Baas die Grünen-Politikerin Christa Nickels, der Psychoanalytiker Micha Hilgers, Max Bank von attac und Publik-Forum-Chefredakteur Wolfgang Kessler die Frage diskutierten: Wie geht das, Veränderungen anstoßen? Ein Thema, das Publik Forum in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder beschäftigt hat.

Christa Nickels, die in den Gründungsjahren der Grünen quasi als »Agentin« den Kontakt zu den Kirchen hielt – auch, als die Katholiken das »Tischtuch« mit den Grünen gerade zerschnitten hatten – sagte: Man brauche Mut, wenn man Veränderungen anstoßen wolle: »Man macht sich nicht beliebt«. Micha Hilgers sprach von den vielen »Geheimagenten«, die als Lobbyisten unterwegs seien und gesellschaftliche Veränderungen verhinderten. Er beklagte die soziale Spaltung im Land und berichtete, wie Armut bewirke, dass sich die von ihr betroffenen Menschen eben oft nicht engagierten. Max Bank wies darauf hin, dass Bewegungen wie attac und occupy zeigten, dass sich derzeit im Land durchaus etwas bewege und Veränderungen angestoßen würden. Mit Erfolg? Das ist noch offen. Die Diskutierenden waren sich aber darin einig, dass es wichtig sei, loszulegen, auch wenn ein Scheitern möglich bleibe.

Was trägt die Redaktion der Zeitschrift Publik Forum zur Weltveränderung bei? Chefredakteur Wolfgang Kessler erklärte es: »Berichten, aufklären, den Finger in die Wunde legen. Aber auch Alternativen aufzeigen.« Gerade darin sei Publik-Forum stark. Wichtig sei es für Journalistinnen und Journalisten, Abstand zu halten, sich nicht gemein zu machen. Nicht mit den Mächtigen in der Welt. Aber auch nicht mit Ideologien und Ideologen aller Art. Publik Forum wolle nicht verkündigen, sondern ein Forum zur Diskussion bieten. Die Perspektive, aus der es das tue, sei eine »von unten«. Die Zeitschrift berichte nicht aus dem Blickwinkel der Mächtigen, sondern gebe in ihren Artikeln Initiativen, Menschen und Bewegungen Raum, die von manch anderen Medien zu Unrecht nicht wichtig genommen würden.

Festrede in »fünf Strophen«

Wie das im Laufe der Jahrzehnte gelungen ist, welche Veränderungen und Wandlungen die Zeitschrift erlebt hat, das machte der Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach in seiner »Festrede in fünf Strophen« deutlich. Er blickte zurück auf die Anfänge, als die katholischen Bischöfe die Wochenzeitung »Publik« einstellten und Redakteur Harald Pawlowski die alte Zeitung ab- und die neue aufwickelte, unterstützt von Studierenden der Philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen. Die Haltung des Blattes sei von Anfang an klar gewesen: »Denjenigen soll eine Stimme gegeben werden, die im Hauptstrom der öffentlichen Meinung nicht zu Wort kommen«, sagte Hengsbach. Zugleich habe der Blick von Publik Forum immer in die Weite geführt. Von Deutschland nach Europa, in die Konfliktzonen Afrikas und des Nahen Ostens. Über politische Programme, Konfessionen und Religionen hinweg. Einzigartig sei, dass Publik Forum dabei unabhängig bleiben konnte: Die Zeitschrift sei »keinem Bischof untertan, keiner Bank und keinem großen Verlag«.

Bei den Besuchern kam die Matinée im Dominikanerkloster gut an: »Das war so ein herzerwärmendes, Mut machendes und interessantes Jubiläum gestern, dafür möchte mich mich bedanken«, schrieb uns gleich am Montag, 13. Februar, eine Leserin. Weitere Festveranstaltungen folgen in anderen Städten.

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konrad starke 29.08.2012:
liebe leute von publik forum,
vielen dank für die schöne geburtstagsfeier.
kains bruder konrad starke