»Ketzer« wird rehabilitiert
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Im norditalienischen Novara ist der Theologe Antonio Rosmini-Serbati (1797-1853) seliggesprochen worden. Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass ein vom Heiligen Offizium des Vatikans, der Vorgängerbehörde der Glaubenskongregation, verurteilter Theologe zur Ehre der Altäre erhoben wird. Rosmini, der in Italien als Klassiker gilt, ist nördlich der Alpen wenig bekannt. Er zählte zu jenen Theologen, die im 19. Jahrhundert in Opposition zu Rom die Aussöhnung von moderner Kultur und Christentum sowie eine tiefe Erneuerung der Kirche forderten. So wies der in einer Spannung von Aufklärung und Mystik denkende Universalgelehrte auf Missstände hin, die den Glauben daran hinderten, sich im Hier und Jetzt zu »inkarnieren«: etwa das Fehlen der Volkssprache in der Messe oder die Spaltung des Volkes Gottes in Klerus und Laien. Wurde Rosmini zunächst von den Päpsten gefördert, so geriet er nach der antimodernistischen Wende von Papst Pius IX. in Misskredit. Noch 1887, über 30 Jahre nach seinem Tod, wurden 40 Sätze aus seinen Werken vom Vatikan als nicht katholisch verurteilt. Joseph Ratzinger setzte sich noch als Kardinal und Chef der Glaubenskongregation dafür ein, den Reformdenker vollständig zu rehabilitieren.