Minderheiten nicht gleich Minderheiten
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Michael Drechsler (Hg.)
Preußens Toleranz
Museumspädagogischer Dienst Berlin. 196 Seiten. 10 EUR
Die vorliegende Dokumentation, die Bilanz einer Veranstaltungsreihe zum Kulturjahr »Preußen 2001« mit dem Untertitel »Zur Integration von Minderheiten in Geschichte und Gegenwart«, zeigt nicht nur die Vorteile von Preußens Toleranz auf, sondern vor allem deren Bedingtheiten. Besonders deutlich werden diese im Verhältnis zu Juden und Polen. Während die Hugenotten in Preußen eine privilegierte Minderheit waren und geradezu Preußens Toleranz beispielhaft begründeten, hatte die Toleranz-Idee bei den Juden eine begrenzte Reichweite. Preußens Bürokraten unterschieden zwischen »Schutzjuden« und »geduldeten Juden«. Erstere waren »für den Staatssäckel interessant«, Letztere galten wegen ihrer rituellen gläubigen Praktiken als »schädlich« und konnten jederzeit des Landes verwiesen werden. Ähnlich erging es den zugewanderten Polen, die man einerseits als Arbeitskräfte brauchte, andererseits als politisch gefährlich für die deutsche Reichseinheit betrachtete. Die religiösen Nationalkatholizismen in Polen und Deutschland waren ein idealer Nährboden für die preußische Assimilierungspolitik gegenüber den Polen, die als polnische Katholiken weder im deutschen Katholizismus noch im preußischen Staat Aufstiegschancen hatten. Und ihre Integration als eigenständige katholische Minderheit polnischer Zunge förderte man überhaupt nicht. Bismarcks Kulturkampf lieferte eine Facette dazu. Eine Blütenlese interkultureller Aktivitäten im dritten Buchteil bezeugt zudem, dass die Probleme der Geschichte denen der Gegenwart sehr ähnlich sind und die einheimische Küche durch Migration ebenso bereichert wird wie Sprache und Literatur. Alles in allem keine fade, sondern eine alle Sinne anregende Dokumentation.