Von der Freisetzung innerer Kräfte

Hier geht es nicht um Schamanen, die »fünf Tibeter« oder esoterische Wunderkuren. Der Autor, ein offenbar evangelikaler amerikanischer Mediziner, sucht die Verbindung von himmlischem Heil und irdischer Heilung auf christlichem Boden. Wer sich in einer höheren Macht eingebunden und geborgen weiß, setzt offenbar innere Kräfte frei, die der körperlichen wie seelischen Heilung nutzen. Dies belegt der Autor einerseits mit vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, andererseits mit plastisch erzählten Beispielen aus seiner ärztlichen Praxis. Da scheut er sich nicht, mit Patienten zu beten oder ihnen Bibelsprüche aufzuschreiben. Positiv ist der Reflexionsgrad dieser Berichte. Der Autor sieht durchaus, dass die Geborgenheit in einem Glauben der entscheidende Faktor ist, nicht der unterschiedliche Inhalt.Von daher werden andere Glaubenswelten ebenso gewürdigt wie die christliche, so etwa die jüdische oder auch die spirituelle Bindung an eine »höhere Macht«, wie sie die Anonymen Alkoholiker kennen. Vorschnell scheint mir dann allerdings der Rückschluss, alle Ärztinnen und Ärzte müssten in Studium und Praxis seelsorglich-spirituelle Kompetenz zurückgewinnen, sozusagen die Rückkehr zum klassischen Medizinmann. Matthews? zweiter Vorschlag wirkt realistischer: die Forderung nach enger Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Seelsorgern. Dem kann auch zustimmen, wer der »Heilung durch Gebet« skeptischer gegenübersteht als der Autor.