Ist mit Brüssel Staat zu machen?

Ist mit diesem Europa Staat zu machen? Eine Frage, die sich nicht nur Österreicher stellen und die bei Renoldner trotz des Fragezeichens im Titel grundsätzlich positiv beantwortet wird. Der Autor sieht die Idee eines geeinten Europa in einer geistesgeschichtlichen Tradition, die er detailliert nachzeichnet. Ein fünfzehnseitiges Literaturverzeichnis in einem 200-Seiten-Buch weist aus, dass Renoldner sich eingehend mit seinem Thema auseinander gesetzt hat, freilich auf einer weitgehend akademischen Ebene. So gelingt es ihm zwar, die Geschichte politischer Ideen vom »christlichen Abendland« über die »Nation« bis zu den europäischen Einigungsbestrebungen des 20. Jahrhunderts sachkundig zu entwickeln und auch in ihren Zusammenhängen zu verdeutlichen, er bleibt aber wenig überzeugend, wo es um die aktuellen Fragen und die Perspektiven der Europäischen Union geht. Und er spiegelt so die Krux der Europaidee in der Gegenwart: Gut, richtig und notwendig, aber nichts, was die Menschen wirklich begeistern könnte. Europäer ist man aus Vernunft, nicht mit dem Herzen. Europa - unser Staat? Staat wohl auf Sicht schon, das »unser« braucht sicher noch länger.