Hunger
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Sonnabend 30. Januar 2006. Es ist kalt. Unter null Grad. Seit Tagen schon. Im Eppendorfer Baum auf der Höhe Backhus neben der Treppe zur U-Bahn spricht mich eine Frau an. Groß, hager, sehr bleich, verfroren. Ich höre undeutliche Worte; nur »Hunger« verstehe ich. Ich schaue auf. Greife zur Geldbörse. Finde keine Münzen. Murmele »Entschuldigung«. - Vierzig Meter weiter. Ich begreife endlich, sie braucht keine Münzen, sie braucht mehr. Ich zücke einen Euro-Schein, wende, gehe zurück, suche. Ich werde ihr raten, gleich hier zum Fleischer zu gehen; da gibt es eine dicke warme Suppe. Ich suche vergeblich. Die Bettlerin ist weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Ich gucke in den Bäckerladen und noch hier und da. Sie bleibt weg. Ich fühle mich schlecht. Den Moment habe ich verpasst. Manches, was notwendig ist, muss man sofort tun, nicht erst zwanzig Sekunden später. Es kann dann schon zu spät sein.