Einäugig im Vatikan
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €
Im Vatikan sind die Wogen über die Regensburger Rede von Benedikt XVI. noch längst nicht geglättet. Schadenfreude und Ärger, so heißt es, halten sich die Waage. Jene, die dem Papst kritisch gegenüberstehen, freuen sich hinter vorgehaltener Hand, dass passierte, was sie vorausgesagt hätten. Dass Ratzinger immer noch mehr Glaubenswächter sei als Staatsmann. Zwar habe der Papst in seiner Rede eine feinsinnige Distanzierung zum Kaiserzitat eingebaut, indem er es als »schroff« qualifizierte. Bei der gegenwärtigen angespannten Lage der Weltpolitik habe sich dieser akademische Trick aber als völlig unzureichend erwiesen. Schroffe Zitate unterlasse man in der Welt der Diplomatie. Hier wäre, so ein Vatikan-Diplomat ironisch, ein »entschiedenes Sowohl-als-auch besser gewesen als das Ratzinger'sche Nur«. Hinzu kommt großer Ärger über die Personalpolitik des Papstes. So habe es im »Päpstlichen Sekretariat für den interreligiösen Dialog« unter dem britischen Afrika-Missionar Michael Fitzgerald eine jahrelange Debatte darüber gegeben, ob die katholische Weltkirche ein Wort des Respekts gegenüber dem Propheten Mohammed sprechen solle. Doch der Papst habe »Fitzgerald gerade in die Wüste geschickt«, so ein ärgerlicher Insider. Zwar kommt mit dem französischen Erzbischof Dominique Mamberti als Unterstaatssekretär ein echter Islamkenner in Amt und Würden. Er ist in Marokko geboren und war zuletzt Nuntius im Sudan. Allerdings genießt er unter Kritikern den Ruf, theologisch ein unbeschriebenes Blatt zu sein. »Da werden wir dann von zwei Einäugigen geführt«, sagt ein Vatikanmann augenzwinkernd: »Der eine kann nur Professor und der andere nur Diplomat.«