Von unfairen Chefs und gewissenhaften Polizisten
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Das Thema »Mobbing« ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Themen habe ihre Gunst der Stunde und wandern danach ins Archiv. Das ist der Mechanismus der Medien. Doch die Gründe für die mediale Bedeutungslosigkeit liegen tiefer. Erstens sind nach etlichen Entlassungs- und Umstrukturierungswellen in den Unternehmen Mitarbeiter übrig geblieben, die sich aus Angst und Vorsicht lieber angepasst und unauffällig verhalten. Sie haben an ihren Ex-Kollegen sehen können: Wer als schwierig gilt, muss zuerst gehen. Wer kritisch ist, muss sich hüten. Also zweitens: Wer sich über unfaires Verhalten beschwert, verursacht Störungen, die man gerne durch die Entfernung des Störers behebt. Drittens disziplinieren die anhaltende Arbeitslosigkeit, die Angst vor dem Absturz und die zunehmend unsicheren Arbeitsverhältnisse auch diejenigen, die sich an einer unfairen Führungspraxis reiben und an unfairer Behandlung leiden. Die Mitarbeiter leiden still in sich hinein, gehen in die Resignation und rutschen von dort in die Depression. Diesen Zusammenhang zwischen prekären Arbeitsverhältnissen und Mobbing spricht Guido Lorenz, Leiter der Stuttgarter Betriebsseelsorge, in seinem Büchlein »Zwei Waffen sind genug« an. Es handelt sich um einen »spirituellen Ratgeber« gegen Mobbing und Ausbeutung, der biblische Impulse, Informationen zum Thema und Ratschläge für konstruktive Verhaltensweisen in bedrängten Situationen am Arbeitsplatz enthält. Konsequent will Lorenz zeigen, dass man nicht Unrecht tun muss, um sich gegen Unrecht zu wehren. Thomas Kirchen bettet die Mobbingberatung für Betroffene in ein Konzept für »Mobile Betriebliche Sozialarbeit« ein und erklärt, welchen Anforderungen ein solches Konzept angesichts von Mobbing und privater Verschuldung genügen muss. Umfassende Informationen, Analysen und Handlungsperspektiven zum Mobbing bietet Katja Merk in ihrem »Praxisleitfaden für Betriebe und Organisationen«. Knapper demonstrieren Beate von Eisenhart-Rothe und Thomas Böcker in ihrer »Handlungsanleitung«, wie der heimliche Kostenfaktor Mobbing bewältigt werden kann, und geben dazu praktische Hinweise. Erstklassige Aufklärung bietet das Buch »Die 45 Mobbing-Antworten« von Dieter Struck und Alfred Fleissner für Betroffene, Betriebsräte, Arbeitgeber, Berater, Richter und Anwälte. Häufig gestellte Fragen schlüsseln das Themenfeld auf. Die Antworten erklären den Sachverhalt, veranschaulichen durch Fallbeispiele und ordnen maßgebliche Gerichtsurteile zu. Da spielen auch Fragen eine Rolle wie: »Wann liegt kein Mobbing vor?« und »Wofür kann Schadensersatz verlangt werden?« Mobbing und sexuelle Belästigung treten überdurchschnittlich oft im öffentlichen Dienst, in sozialen Einrichtungen und im Gesundheitswesen auf. Verdienstvoll daher ein spezieller Band von Hans-Jürgen Honsa und Ernst-Günther Paasch über genau dieses Thema. Neben den üblichen Grundinformationen finden sich hier Erläuterungen, strategische und rechtliche Hinweise, wie mit Schikanen und Psychoterror im öffentlichen Dienst fertig zu werden ist. Üble Schikanen und Anfeindungen musste Roland Schlosser erleiden, ein gewissenhafter Polizeibeamter, der im Glauben an das Grundgesetz und den Schutz der Menschenwürde 1993 einen Asylflüchtling aus der Ausnüchterungszelle und der Abschiebehaft befreite. Herbert Schäfer hat dem aufrechten Mann ein Denkmal gesetzt und für die Leser ein Lehrstück über die Eskalation des Psychoterrors, aber auch über die Solidarität einer Kirchengemeinde und einer kritischen Öffentlichkeit geschrieben. Mitarbeiter werden oft mit Weisungen schikaniert, die entweder unsinnig oder rechtswidrig sind. Sozialrichter Bernd Ruberg hat darüber ein konkurrenzloses Buch geschrieben. Mit zahlreichen Belegstellen und Fällen zeigt er: Zwischen berechtigten und schikanösen Weisungen verläuft eine klare Grenze, die auch gerichtlich festgestellt werden kann - wenn unfaire Chefs kein Einsehen haben wollen oder können.