Das real existierende katholische Elend
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Richard Picker
Krank durch die Kirche?
Katholische Sexualmoral und psychische Störungen. Böhlau.
216 Seiten. 39,80 DM
Wen nach dem kläglich-schalen, mit vielen Wenn und Aber verklausulierten »Schuldbekenntnis« des Papstes nach ausgleichender, herzhaft-aufrichtiger (Lese-)Kost verlangt, greife nach diesem Buch! Statt ängstlich um den heißen Brei zu schleichen, legt es die konkreten Fakten auf den Tisch, die man beim römischen »Mea Culpa« all so sehr vermisste. In 15 anschaulichen Fallgeschichten greift der Autor vor allem jenen Bereich des real existierenden katholischen Elends heraus, der auch heute jeden Gläubigen in Form verhängnisvoll-destruktiver Glaubenssätze (unter anderem der Sexualmoral) angeht. Da werden also nicht »olle Kamellen« herausgekramt, in denunziatorischer Absicht - wie Kritiker vom Geiste Ratzingers so rasch argwöhnen. Es geht um das Hier und Jetzt, um die »kleinen Leute«, die vor dem Hintergrund einer rigiden, erbarmungslosen Opfertheologie buchstäblich vernichtet werden. Etwa jener Ordensmann Markus, dem nach schrecklichen Vertreibungserlebnissen nur die alte Mutter geblieben war, die er zur Primiz einladen wollte. Die Ordensdisziplin aber stand dagegen und ein Oberer, der sie »im heiligen Gehorsam« befolgte. Sehr einfühlsam und ganz unprätentiös beschreibt Richard Picker, wie an diesem Punkt »die Seele von Markus riss«, wie er - äußerlich fügsam und angepasst - immer depressiver wurde und körperlich zerfiel, bis er mit 58 Jahren an »Herzversagen« starb. Vergleichbares geschieht auch heute, täglich, überall. Aber es ist nicht die wohlfeile Anklage, um die es dem Autor (Theologe, Priester, jetzt als Psychotherapeut arbeitend) geht. Er fügt jedem Fallbeispiel zweifache Überlegungen an (»Was sagt die Therapie dazu?« und »Was sagt der Glaube dazu?«), um dem Leser heilsame Alternativen und tragfähige Perspektiven zu eröffnen.