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Bede Griffiths
Göttliche Gegenwart
Otto Müller Verlag. 160 Seiten. 16 EUR
In Zeiten, wo Bischöfe und Kirchenleitungen wieder stärker das christliche und konfessionelle Profil zu schärfen trachten, wirkt die Lektüre der Gedanken von Bede Griffiths wie ein inspirierendes Hoffnungsbad in einem warmen See mit unterschiedlichen religiösen Strömungen. Nicht Reflexionen zu zurückgehenden Kirchensteuerzahlerinnen oder zu mangelnder Begeisterung in der ver(w)alteten Amtskirche sind der Ausgangspunkt des englischen Benediktinermönchs, sondern die Suche von immer mehr Menschen nach unmittelbarer göttlicher Erfahrung. Bede Griffiths, der lange Zeit in Indien in einem interreligiösen Ashram lebte, gibt Antworten jenseits traditioneller konfessioneller Konzepte. Das Problem der christlichen Religion sieht er vor allem in ihrer Kopflastigkeit und einem zu engen Gottesverständnis: die christliche Glaubensgemeinschaft kennt nur eine göttliche Instanz, einen »himmlischen Vater« außerhalb unserer Selbst. Der Tradition des Hinduismus folgend zeigt Griffiths in klarer und einfacher Weise, dass Gott als Ursprung der Welt Teil eines jeden Menschen ist und im eigenen Herzen erfahrbar werden kann. Der Zugang zur Göttlichkeit ist unmittelbar im Hier und Jetzt möglich. Dogmen und Rituale haben wichtige, aber nur orientierende Funktion für diesen mystischen Erfahrungsweg. Bede Griffiths stellt diesen Erfahrungsweg als interreligiöse spirituelle Praxis ins Zentrums seines Argumentierens. Dem Herausgeber des Buches Roland Ropers gebührt Dank. Aus dem Nachlass von Bede Griffiths hat er zentrale Vorträge aus dessen letzten Lebensjahren, die Frucht eines langen spirituellen Weges, die überwiegend noch nicht einem breiteren Publikum zugänglich waren, zu einem wegweisenden Buch zusammenzutragen.