Vergreist und verblödet der Osten?
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Jens Bisky
Die deutsche Frage
Rowohlt. 222 Seiten. 12,90 EUR
Der Osten Deutschlands droht zu verarmen, zu vergreisen und zu verblöden. Es sind keine schönen Aussichten, die uns der Feuilletonredakteur Jens Bisky eröffnet. Armut droht, weil die ostdeutsche Wirtschaft stagniert und die Transferleistungen zurückgehen, Vergreisung, weil im Osten noch weniger Kinder geboren werden als im Westen, Verblödung, weil die Gescheiten vielfach abwandern. Bisky selbst nennt seine Prognose eine »zynische Floskel«, schlimmer wäre es aber, die Fakten schönzureden: die verfehlte Privatisierungsstrategie nach der »Wende«, die Überbeanspruchung der westdeutschen Sozialsysteme, das Ausbluten ganzer Landstriche, den Bau unsinniger Spaßbäder und Kläranlagen, Resignation und Verbitterung bei Jungen und Alten, den Zerfall Deutschlands in zwei Teilgesellschaften ... Der Autor leugnet nicht, dass es auch Erfreuliches gibt: die modernen Straßen und Schienenwege, die industriellen Glanzlichter in Eisenach, Jena und Dresden, die relative Stabilität der politischen Verhältnisse. Aber die Erfolge reichen nicht aus - vor allem weil die Menschen zu viel vom Staat erwarten: Arbeitsplätze, Sicherheit, Rundumversorgung. Hier sieht Bisky fatale Parallelen zwischen Ost und West. Denn Ossis und Wessis scheinen zu glauben, sie könnten weiterleben wie gewohnt. Die Stärken des Buches liegen in Zustandsbeschreibung und Analyse, weniger in den Schlussfolgerungen. Bisky empfiehlt der Politik, die Ost-Subventionen auf wenige Schwerpunkte zu konzentrieren: auf Universitäten, soziale Einrichtungen und Existenzgründer. Auch im Westen - so meint er - muss der Einzelne künftig mutiger seine Freiheit nutzen und darf nicht zu viel von der Obrigkeit erhoffen. Mit den Marktradikalen will Bisky nichts gemein haben, aber auch er glaubt, dass der Sozialstaat nicht mehr den Lebensstandard sichern, sondern nur noch den wirklich Schwachen helfen kann.