Temperamentvoll verstiegen
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Werner Glogauer
Die neuen Medien machen uns krank
Beltz Deutscher Studien Verlag. 192 Seiten. 38,? DM
Da macht sich Werner Glogauer die Mühe und schreibt ein Buch über gesundheitliche Gefahren durch die intensive Nutzung neuer Medien. Die Absicht ist gut, die Arbeit auch zu drei Vierteln gelungen und das Buch gut leserlich. Die Gefahren durch die Geräte für Sinnesorgane, Skelett, Bewegungsapparat und das psychische Wohlergehen der intensiven Mediennutzer werden gut herausgearbeitet. Offenbar hat es vom Schreiben bis zur Veröffentlichung recht lange gedauert: Viele als brandaktuell beschriebene Geräte oder Spiele wie die Tamagochis sind längst megaout. Außerdem sollte man nicht jeden Spielautomaten zu den neuen Medien rechnen. Der Grundaussage schaden solche Mängel jedoch nicht. Manchmal versteigt sich das Temperament des Autors allerdings in überzogene Vorstellungen von Bedrohung. Und bei Exkursen wie über die Baupreise für High-Tech-Häuser oder Autounfälle nach Diskobesuchen sorgt man sich, ob er wieder zum zentralen Thema zurückfindet. Die verschiedensten Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen hat Glogauer recht anschaulich aufbereitet. Diesen wissenschaftlichen Boden verlässt er aber leider, wenn zum Beispiel das Phänomen Hyperaktivität einzig durch exzessiven Medienkonsum erklärt wird. Die reißerischen Fallbeispiele zur »Süchtigkeit« halten in Vorträgen vielleicht die Zuhörer vom Einschlafen ab. Der Autor interpretiert sie jedoch unpassend, extrem verkürzt und konstruiert wissenschaftlich kaum haltbare einseitige Zusammenhänge mit dem Medienkonsum. Ein Buch, das man lesen sollte, wenn man kritische Distanz zu den neuen Medien halten möchte - und gleichzeitig diese Distanz zu einigen Aussagen des Autors hält.