Besitzen die Religionen den Schlüssel zum Frieden? Oder öffnen sie das Tor zum Abgrund? Ein Streitgespräch zwischen Sung-Hee Lee-Linke, Karl-Josef Kuschel und Hamed Abdel-Samad
Publik-Forum: Frau Lee-Linke, Herr Abdel-Samad, Herr Kuschel, der Dialog der Weltreligionen läuft seit Jahrzehnten. Eine intensive Phase begann 1993 mit der Erklärung zum Weltethos in Chicago, die der Tübinger Theologe Hans Küng angeregt hatte. Aber: Seither gibt es auf der Erde keinen Frieden. Bleibt die globale Ethik ein Phantom?
Karl-Josef Kuschel: Das Projekt Weltethos will gar keine Welt-Einheitsethik kreieren! Die ist gar nicht wünschenswert. Aber: Chicago und die Folgetreffen des Parlaments der Religionen in Kapstadt und Barcelona haben bewirkt, dass ein Mehr an Bewusstsein für verbindende Werte entstanden ist - und insofern auch ein Mehr an Weltethos. Die Welt-Parlamentsbewegung geht weiter. Der Prozess hat sich intensiviert.