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Kowalskis Hand

von Siegfried Von Kortzfleisch vom 26.01.2007
Geschichte einer Dienstfahrt
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Einmal Bahnhof Dammtor?« Die Stimme kenne ich doch. »Und dann mit dem Zug nach Berlin?« Das ist Kowalski mit seinem Taxi. Er kommt, der Zufall fügt es so, öfters zu uns in die Isestraße. Kowalski ist unterhaltsam. Dabei entsteht nach und nach ein Bild von seinem Leben. »Ja, bitte zum Dammtor. Und dann nach Hannover.« Wie er wirklich heißt, weiß ich gar nicht. Ich nenne ihn Kowalski. Kowalski hat politische Wissenschaften studiert. Früher arbeitete er bei einem Ost-Institut der Regierung. Die deutsche Einheit war sein Thema. Dann kam die Einheit, und sein Institut wurde nicht mehr gebraucht. Kowalski erbte den kleinen Hof seines Großvaters in Brandenburg, mit Stall und Feld und Wald. Dort hat er seine Wurzeln wiedergefunden und dort werkelt er, wann immer er dazu kommt. Bäume pflanzen, Holz hacken, den Hof erneuern. Seine Hände sind kräftig geworden und etwas schrundig. Sie können zufassen. Das kann man sehen. »Wissen Sie«, hebt Herr K. an, »heute morgen, ein Gast will nach Blankenese, zur Kirche am Markt, ich sage locker, was ist denn los in der Kirche in Blankenese. Sagt der: Da wird meine Tochter begraben.« Kowalskis Stimme klingt jetzt noch erschrocken. Er fährt fort: »Von da an schwiegen wir. Dann überkam es mich; ich fragte: Darf ich Ihre Hand nehmen? Ich tat es. Er ließ es zu. Und dann hielt ich ganz lange seine Hand. Bis nach Blankenese.« Kowalski musste uns das erzählen. Es drängte aus ihm heraus. Er, ein Mann wie ein Kerl, kurz geschoren, herbe Züge, mit Händen, die, wenn es ihn überkommt, die Hand eines trauernden fremden Fahrgastes ergreifen, behutsame, mitfühlende Geste. Brauchte er unsere stille Zustimmung für sein alle Regeln des Alltags verdrängendes kühnes Handeln? »Ja, das war sicher sehr gut.« Dammtor. Das Ende der Fahrt, kaum zehn Minuten lang, verläuft sachlich wie immer. Das Ende einer Dienstleistung. Zahlen, gehen. »Bis demnächst.« »Bis bald.« »Gute Reise.«

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