Das Jüngste Gerücht
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Der auf Lebenszeit gewählte Jesuitengeneral Kolvenbach ist amtsmüde und will zurücktreten. Benedikt XVI. habe diesen Wunsch respektiert, heißt es aus dem Vatikan. Und Jesuitenkardinälen wie Carlo Maria Martini (Alterzbischof von Mailand) und Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, habe er versprochen, sich nicht bei der Wahl gemäß den Ordensregeln einzumischen. Sie sehen einen langfristigen Beratungsprozess unter den Ordensmitgliedern vor. Johannes Paul II. hatte diesen durch die Ernennung eines Kardinalprotektors aus dem Jesuitenorden unterbunden, weil er den Assistenten des schon todkranken Generals Arrupe misstraute. Benedikt XVI. soll aber einen Wunsch geäußert haben. Der Orden möge einen Asiaten, womöglich einen Chinesen wählen. Die Vatikandiplomatie wolle nämlich an die besten Traditionen der interkulturellen Chinamission der Jesuiten anschließen, um in Festlandchina Fuß zu fassen. Die jüngste Initiative von Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano scheiterte nämlich. Er bot der rotchinesischen Führung volle Anerkennung und die Verlegung der Nuntiatur von Taipeh nach Beijing an, wenn der Vatikan ein Mitspracherecht bei Bischofsernennungen auf dem Festland erhielte. George W. Bush leistete offenbar bei seinem letzten Chinabesuch dafür Schützenhilfe. Seine Forderung nach mehr Menschenrechten wie Meinungs- und Religionsfreiheit erinnerte jedoch eher an alte Ängste der politischen Einmischung von außen, dem so genannten Chinasyndrom. Christliche Mission als Anhängsel der US-Außenpolitik ist bei der chinesischen Führung sicher nicht sehr beliebt. Auch die vatikanischen Positionen zur Geburtenregelung gefährden die chinesischen Maßnahmen zur Eindämmung der riesigen Überbevölkerung. Der Wunsch des Papstes sei daher ein großer Spezialauftrag für die Schlauen Jungs der Gesellschaft Jesu und eine Aufwertung des Ordens. Missgünstige Neider in Rom sagen aber, der Wunsch des Papstes sei gemäß alter Tradition eher ein Befehl!