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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 17/2014
Der Inhalt:

Norbert Coprays gesammelte Werke (4)

von Norbert Copray vom 20.09.2014
Über ein menschenwürdiges Sterben: Der Theologe Hans Küng vertritt seine provokante Position zum selbstbestimmten Sterben im Gespräch mit Anne Will. Küng stellt sich der Frage: Gibt es ein Recht des Menschen auf unbedingte Souveränität bis zum Ende? Das Buch des Monats
Über ein menschenwürdiges und selbstverantwortetes Sterben: Norbert Copray bespricht Hans Küngs provokantes Alterwerk »Glücklich sterben?« (Foto: luxuz:.photocase.de)
Über ein menschenwürdiges und selbstverantwortetes Sterben: Norbert Copray bespricht Hans Küngs provokantes Alterwerk »Glücklich sterben?« (Foto: luxuz:.photocase.de)

Der Tübinger Theologe Hans Küng hatte am Ende des dritten Bandes seiner Autobiografie im letzten Herbst öffentlich gemacht, dass er sich am Ende seines Lebens und recht gebrechlich sieht (Publik-Forum 19/2013). Und daher in absehbarer Zeit in Erwägung ziehe, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, solange er es noch könne. Daraufhin gab es eine lebhafte Debatte unter seinen Anhängern und Lesern, aber auch Empörung bei denen, die ihm nicht folgen können und seine Einstellung – oftmals aus dem christlichen Glauben heraus – für unerlaubt oder gar verwerflich halten. Und dies, obwohl der Theologe von Weltrang und Begründer der Stiftung Weltethos seine Sicht auf das Sterben schon Jahrzehnte vorher dargestellt und begründet hatte. So in dem Buch »Menschenwürdig sterben« (zusammen mit Walter Jens) und in »Ewiges Leben?« Zuletzt auch im Interview mit Publik-Forum (erschienen im »Extra« über Hans Küng, im Juli), in dem er verdeutlicht, dass er nicht lebensmüde sei, sondern lebenssatt. Und dass er Gott dankend auf ein reichhaltiges und erfüllendes Leben zurückschauen könne.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 17/2014 vom 12.09.2014, Seite 54
Gerechtigkeit für die Opfer
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Die Reaktionen auf seine Absicht, seinem Leben möglicherweise selbst ein Ende zu setzen – gegebenenfalls mithilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation –, waren teils derart massiv und so öffentlichkeitswirksam, dass sich Küng entschloss, in seinem neuen Buch »Glücklich sterben?« auf die Einwände einzugehen und seinen Entschluss in einem Gespräch näher zu erläutern. So entstand ein dichtes, pointiertes und aufrüttelndes Buch, das die aktuelle Diskussion über die aktive Sterbehilfe auf eine fundierte Weise anregen kann.

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Dabei beansprucht Küng nicht, eine für andere gültige Lehre vorzutragen. Er will lediglich seine eigene existenzielle Situation reflektieren und seine Haltung begründen. Daraus folgen freilich hartnäckige Fragen an die Kirchen, die sich nicht einfach mit traditionellen Leerformeln beschwichtigen lassen. Der Schweizer Theologe zeigt Perspektiven auf das menschliche Lebensende, die für Politik, Rechtsprechung, Medizin, Theologie, Kirchen und für den Einzelnen durchaus Ansätze für eine veränderte Praxis und Bewertung ergeben.

Hans Küng kann zwar auf seine früheren Schriften zurückgreifen, schreibt aber im Grunde ein neues Buch, weil neue Erkenntnisse, eigene Erfahrungen und neue gesellschaftlich-medizinische Entwicklungen einfließen. Das persönlich gehaltene Buch fragt, wie das Sterben von Menschen am Lebensende glücken, wie sich im Sterben ein Leben erfüllen kann. Küng tritt dafür ein, dass der Mensch im Umgang mit seinem Sterben möglichst souverän bleiben kann und sich niemand – keine Kirche, kein Staat – zum Herrscher darüber aufspielt, wie jemand in einer solchen Situation zu leiden und zu sterben hat. So ist der im guten Sinne streitbare Hans Küng auch im Blick auf das Lebensende – auf sein Lebensende – klar, konsequent und aufgeklärt-christlich wie immer. Dem Leser bleibt am Ende ein tief empfundener Dank an ihn für seinen aufrechten Gang bis zum Ende.

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