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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2016
Der Inhalt:

Norbert Coprays gesammelte Werke (18)

von Norbert Copray vom 21.03.2016
Wie konnte ein liebender Gott die brutale Kreuzigung Jesu zulassen? Und was bedeutet Karfreitag für uns heute? Norbert Copray über das Buch von Reiner Knieling »Das Kreuz mit dem Kreuz«, das sich mit diesen Fragen beschäftigt
In diesen Tagen vor Ostern steht er wieder im Mittelpunkt kirchlichen Gedenkens: Jesu Tod am Kreuz. Diese Hinrichtung kollidiert mit der menschlichen Vorstellung, es gebe einen rettenden Gott. Der evangelische Theologe Reiner Knieling fragt: Wo ist dieser Gott in Schmerz und Leid? (Foto: luxuz:.photocase.de)
In diesen Tagen vor Ostern steht er wieder im Mittelpunkt kirchlichen Gedenkens: Jesu Tod am Kreuz. Diese Hinrichtung kollidiert mit der menschlichen Vorstellung, es gebe einen rettenden Gott. Der evangelische Theologe Reiner Knieling fragt: Wo ist dieser Gott in Schmerz und Leid? (Foto: luxuz:.photocase.de)

Was bedeuten Kreuz und Karfreitag heute noch? Der Karfreitag ist in der gesamten christlichen Tradition ein stilles Hochfest. In der evangelischen Kirche wird er besonders herausgestellt. Doch »der Karfreitag ist sperrig geworden. Seine herausragende Stellung als hoher Feiertag hat er verloren«, schreibt Reiner Knieling in seinem neuen Buch »Das Kreuz mit dem Kreuz«.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 05/2016 vom 11.03.2016, Seite 54
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Der Leiter des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und außerplanmäßige Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal will für sich herausfinden, wofür Karfreitag steht. Und zwar mit einer Sprache »für das Unverständliche«. Warum ist die Botschaft von Karfreitag so »sperrig«? Im Zentrum des Karfreitags steht der Tod am Kreuz. Das ist eine Zumutung für uns, vor allem, weil die Hinrichtung Jesu mit den eigenen Gottesvorstellungen kollidiert. Diesen Fragen stellt sich Knieling: »Das Kreuz ist eine mächtige und erschütternde Frage an unsere Vorstellungen von Gottes Macht und die Kraft seiner Liebe. Wenn Gott das mit sich machen lässt, was heißt das dann für uns?«

»Teil einer faszinierenden Liebesgeschichte«

Knieling bleibt nicht bei theologischen Schablonen und bekannter Formelsprache stehen, obwohl er auch traditionelle Aspekte mit aufnimmt. Er versucht, für sich persönlich Antworten auf die große Frage zu finden, warum sich gerade in Jesu Kreuzestod die Liebe Gottes zeigt oder zeigen könnte. Ihm wird klar, dass die Liebe Gottes im Kreuz nur zu entdecken ist, wenn Menschwerdung Gottes und Auferweckung Jesu durch Gott eine inhaltliche Klammer bilden. Nur so kann verständlich gemacht werden, was es mit dem Karfreitag auf sich hat.

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Im ersten Teil des Buches präsentiert der Autor eine kompetente Auswahl an Kreuzesdarstellungen vom fünften bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Die kommentierten Farbbilder setzen überraschende Impulse. Sein Fazit: »Den Schmerz Jesu und Gottes Gegenwart zusammen zu denken provoziert theistische und atheistische Vorstellungen gleichermaßen. Es stört die Vorstellung, dass das Leiden ohne Gott gedacht werden muss.«

Neue Bilder sind wichtig. Eine neue Art des Vertrauens in einen uns vertrauenden Gott. Wie das Geschehen am Kreuz unsere Deutungen sprengt und wie darüber hinaus die Auferstehung unser Verständnis von dieser Welt übersteigt, erkundet Knieling im zweiten Teil. Sühne, Opfer, Leid, Stellvertretung, Schuld und Sünde werden neu gedeutet. Gleichwohl: »Gott ist stachelig. Das Kreuz mutet uns zu, uns auf einen Gott einzulassen, der im Leiden und Schmerz präsent ist.«

Aber nicht im sadomasochistischen Missverständnis, als ob er dort aufzusuchen wäre. Im Leid und im Schmerz der anderen kann man, so Knieling, Gott solidarisch und mitleidend erfahren. Im letzten Teil bietet der Autor Vorschläge für die Verkündigung an, »das Kreuz als Teil einer faszinierenden Liebesgeschichte« zu verstehen. Gleichwohl: Glatt geht das nicht. Dazu ist das Kreuz zu sperrig. Ein Leben ohne Leid, Schmerz und Tod gibt es nicht. Aber der christliche Glaube bleibt nicht am Kreuz stehen, sondern hofft auf die Auferstehung. Das tröstet.

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